Harlingen – Hull - Harlingen – Regattabericht

„HA – HU – HA – Race“ 2. – 8. Juli 2005




Harlingen-Hull-Harlingen - die Teilnahme an der Regatta quer über den südlichen Ausgang der Nordsee hatten wir uns vorgenommen. Zweimal 200 Seemeilen quer über Verkehrstrennungsgebiete, Tiefwasserwege und durch Felder von Bohrinseln lagen vor uns. Wir, Skipper Hajo Schulze, Martin Feigel, Hans Raskopf, Ulrich Schilling und Claudia Schreiner, sahen in der Regatta eine gute Gelegenheit, das für uns fremde Segelrevier der Humber-Mündung zu erkunden und eine Woche auch länger geradeaus zu segeln.




Die Chou Chou samt Besatzung in Harlingen



Unser Ziel war es - im Rahmen unserer Möglichkeiten - ein ordentliches Ergebnis ersegeln. Angesichts einiger Probleme vor der ersten Wettfahrt verpassten wir den Start und fuhren auch deshalb gemeinsam mit den zurückliegenden Booten in eine Flaute. Diese Wettfahrt beendeten wir in unserer Klasse als letztes von sechs Schiffen, dafür allerdings unter erschwerten Bedingungen, regulär. Das Ziel erreichten wir ca. 12 Stunden nach dem schnellsten Schiff.
Die Rückfahrt verlief für uns wesentlich besser. Wir kamen diesmal 3 Stunden nach dem ersten Schiff durchs Ziel und erreichten damit den dritten Platz in unserer Bootsklasse. In der Gesamtwertung beider Wettfahrten endeten wir als fünftes Boot unserer Klasse.



Vor dem Start


Schnell wurde klar, wo unsere Probleme lagen. Wir hatten alle Schwierigkeiten, uns rechtzeitig aus dem täglichen Trott abzuseilen und uns auf das Vorhaben vorzubereiten. Schließlich machten Hajo und ich (Ulli Schilling) die Chou Chou am Freitag Mittag – gerade mal 20 Stunden vor dem Start der ersten Wettfahrt am Samstag um 08.00 Uhr – regattaklar. Auch das Schiff, eigentlich immer der stärkste Faktor, zeigte Schwächen. Freitag Nachmittag verloren wir bei der Überführung vom Noorder- zum Zuider-Haven in Harlingen die Schraube.

Im Zuider-Haven war jetzt kurz vor Regattastart der Sammelplatz der Regattateilnehmer. Die Beschaffung einer Ersatzschraube aus Hajos Reserve im heimischen Overather Keller und die Organisation der rechtzeitigen Montage des Teils bescherten uns einen turbulenten Nachmittag. Ganz abgesehen davon wurde durch die Vorfälle die Parkgebühr unseres Autos im Noorder-Haven nicht nachbezahlt (Resultat: 1 € Parkgebühr Nachzahlung + 46,- € Verwaltungsgebühr = 47,-€).

Da ein Schiff ohne Schraube nur schwer zu bremsen ist, half uns ein entschiedener Lassowurf, um längsseits an einen Plattbodensegler zu gehen. Der Skipper des Schiffes (wie in der braunen Flotte häufig) war erst sehr reserviert, dann aber zu unserer Überraschung sehr entgegenkommend, als ihm unser Dilemma deutlich wurde. Glücklicherweise lagen wir nun in der direkten Nähe des Yachtservice Dotinga . Nachdem durch Tauchen der Verlust der Schraube verifiziert wurde, machte man uns allerdings keine großen Hoffnungen auf schnelle Behebung des Schadens. Schließlich war es inzwischen Freitag Nachmittag kurz vor 18 Uhr. Der Werkstattgeselle von Sjors Dotinga wollte erst am nächsten Morgen seine Tochter zum Reiten bringen und dann gegen 10 Uhr unser „Schrauben Problem“ in Angriff nehmen: „HA – Hu – HA Regatta ade“ (Start Samstag 8:00 Uhr). Inzwischen wurde uns erstes Bedauern von anderen Regattateilnehmern ausgesprochen. Doch da kam Sjors Dotinga selbst vorbei - ein Mann der Tat – und kündigte kurz entschlossen die Ankunft seines Schleppboots in 15 Minuten an. Dann nahmen die Dinge ihren unvermeidlichen Lauf (inzwischen hatten wir uns innerlich schon auf einen gemütlichen Wattenmeer Törn eingestellt). Zur angegebenen Zeit schleppte Sjors Dotinga stolz mit seinem neuen 40 Fuß und 350 PS Arbeitsboot die Chou Chou landeinwärts zur Werft Bijko. „Landeinwärts“ ist fast wörtlich zu verstehen, denn Chou Chou wurde mit ihren 1,85 m Tiefgang rückwärts – längseits am Schlepper durch den 1,30m tiefen Zugangskanal geschoben (mit Kraft lassen sich offensichtlich auch 50 cm Schlamm zur Seite schieben. Das Boot wurde mit dem Werftkran aus dem Wasser gehoben, der Sachverhalt „fehlende Schraube“ noch einmal bestätigt und - nachdem der Transport des Ersatzfaltpropellers telefonisch bestätigt – wurde das Angebot abgelehnt, einen (die Regattachancen nicht unbedingt erhöhenden) dreiflügeligen Festpropeller zu montieren abgelehnt.

Natürlich schaffte uns Sjors Dotinga (Mitglied und Beisitzer im veranstaltenden Yachtclub) uns noch zur Steuermannsbesprechung des Ha-HuHa Races.

Wir kamen gerade rechtzeitig für die Abschlußworte und konnten noch die restlichen Tshirts in XXL entgegennehmen. (Man hatte wohl eine Proficrew von Gorillaformat aus Deutschland erwartet.) Nach einem kurzen Blick auf den Wetterbericht kehrten wir zur Chou Chou zurück. Wir vertieften uns endlich in die Seekarten und gegen Mitternacht traf dann auch der Rest der Besatzung einschließlich der Ersatzschraube ein. Kurz darauf krochen wir auf der sanft im Kran schaukelnden Chou Chou in die Kojen.




Die Chou Chou im Werftkran, 2 Stunden vor Regattastart



Früh am nächsten Morgen wurde die Schraube von unserem friesischen Engel montiert (sein Geselle war natürlich auch dabei. Das Pferd musste warten.) und unmittelbar nach seiner Morgentoilette um 7:15 Uhr ließ der Werftbesitzer die Chou Chou wieder zu Wasser. Die Fahrt durch den untiefen Kanal war zwar etwas zäh, doch der neue Propeller bestand seine Bewährungsprobe. Durch extra für uns vorzeitig geöffnete Brücken ging es zur Schleuse, in der schon einige, auch größere Schiffe auf uns warteten. Mit dem Startschuss zur Regatta um 8.00 Uhr passierten wir die Hafenausfahrt und mit einer Verspätung von 15 Minuten auch die Startlinie. Durch die Ereignisse noch beschäftigte, klappte bei der Mannschaft das Setzen des Vorsegels erst nach einigen vergeblichen Versuchen. Doch wir ließen unseren Mut nicht sinken und nahmen uns die Regel „erfolgreiches Segeln ist die Minimierung von Fehlern“ als Richtschnur für die weitere Fahrt und nahmen hinter dem davongeeilten Feld unter den kritischen Blicken der Startschiff Crew Kurs auf den Osten Englands.
Auf nach Hull
Immerhin, wir waren dabei, wenn auch etwas spät. Die Konkurrenz war natürlich weit voraus. Wir entschieden uns, das Wattenmeer über das Stortemelk vor Vlieland zu verlassen und segelten mit südwestlichem Wind mittlerer Stärke den Pollendamm entlang. Später, auf Nordkurs, setzten wir den Blister und schlossen zum hinteren Feld der anderen Booten auf. Hinter Vlieland, noch vor dem ersten Verkehrstrennungsgebiet drehte der Wind auf Nordwest und unser Kurs damit auf Nord. Der Wind ließ nach und gegen Mittag steckten wir, gemeinsam mit drei anderen Nachzüglern, in einer Flaute. Der Strom trieb uns am Rand des Verkehrstrennungsgebietes vor sich her. In fünf Stunden legten wir 0,75 Seemeilen in ungefähr nördlicher Richtung zurück und kamen unserem Ziel damit nicht wirklich näher.




Trackanalyse des GPS – die „Flautenbeule“ ist deutlich zu erkennen



Die Chou Chou rollte haltlos in der Dünung und der Stress der letzten Tage verlangte bei mir seinen Tribut. Fische füttern war angesagt. Für die nächsten 24 Stunden war der Eimer in allen Phasen der Seekrankheit mein bester Freund. Der Skipper hingegen nutzte die Zeit zu einem ergiebigen Rekonvaleszenzschlaf, nachdem verschiedene medizinische Behandlungen in der zurückliegenden Woche ihn doch deutlich belastet hatten.

Die Konkurrenten hatten offensichtlich mehr Glück mit dem Wind. Sie verschwanden nach und nach in Richtung Westen aus unserem Sichtfeld. Später stellte sich heraus, dass sie mit dem Motor nachgeholfen hatten und dementsprechend nicht mehr gewertet wurden. Wir hielten durch und gegen Abend hatte der Wind mit uns ein Einsehen. Wir kamen bei Wind aus Süd bis Südwest, Stärke 3-4, gut voran. Zunächst wichen wir einigen Bohrinseln nach Süden aus und setzen schließlich einen direkten Kurs auf die Humbermündung und zwar auf auf die Zieltonne „Rosse Split“ ab. Unser Wachplan bewährte sich gut. Jede Wache war mit zwei Leuten besetzt, die zeitversetzt nach jeweils sechs Stunden abgelöst wurden. Hajo war als Skipper wachfrei und ergänzte die Wache in kritischen und entscheidenden Phasen und sorgte, da er als einziger den alten Petroleum Kocher erfolgreich behexen konnte, für unser leibliches Wohl. Durch den zeitversetzten Wechsel war stets gewährleistet, dass keine für die Schiffsführung wesentlichen Informationen verloren gingen. Angenehm war die sechsstündige Ruhepause zwischen den Wachen. Am Montag Morgen um ca. 03.00 Uhr erreichten wir die Ziellinie vor der Humbermündung.

Hull liegt an der Mündung des Flusses Hull in den Humber, ca. 20 Seemeilen von der Mündung des Humber in die Nordsee. Die Humbermündung ist ein schwieriges Revier mit mehreren parallelen Fahrwassern, die sich zwischen Untiefen und künstlichen Inseln hindurch winden. Der Tidenstrom liegt bei bis zu sechs Knoten. Wind gegen Strom macht die Einfahrt ab 5 – 6 zu einem Risiko. Die Seezeichen sind zwar befeuert, aber vor den Beleuchtungen der Ortschaften, der Industrieanlagen und der Decksbeleuchtung der Großschifffahrt kaum auszumachen. Die Marina Hull, unser Zielhafen, ist bedingt durch den Wasserstand nur zwei Stunden vor bis zwei Stunden nach Hochwasser zugänglich. In der Humbermündung gibt es keine gegen westliche Winde geschützten Anker- oder Liegeplätze und vor der Marina kann man nur sehr schlecht kreuzen und auf die Öffnung der Marina warten. Darüber hinaus verhieß der Wetterbericht West 5-6 in Böen 7. Den „Genuss“ dieses zu ertragen, wollten wir uns möglichst ersparen.

Die Marina war bis ca. 08.30 Uhr geöffnet. 5,5 Stunden für 20 Meilen gegen Wind und Strom – gut möglich, dass wir zu spät kommen würden und Richtung Humbermündung hätten ablaufen müssen. Andererseits wollten wir gern den Montag zum Ausruhen in Hull nutzen. Wir beschlossen, es zu versuchen. Ab Mitternacht, drei Stunden vor dem Zieldurchgang, bereiteten wir uns auf die Fahrt vor. Das Kartenmaterial, die Bordliteratur und die Informationen des Regattaveranstalters wurden nochmals gecheckt, der Kurs wurde durchgegangen, die zu erwartenden Strömungsverhältnisse ermittelt und ein Zeitplan für die Durchfahrt aufgestellt. Nach der Zieldurchfahrt lehnten wir die Einladung auf die „Sittard“, (einem Ex-Minenräumboot der niederländischen Marine), das als Start- und Zielschiff eingesetzt wurde, dankend mit Hinweis auf unseren knappen Zeitplan ab. Dann starteten wir den Motor, bargen die Segel und nahmen Kurs auf Hull. (Was mögen nur die geselligen Friesen von den Gastfreundschaft ablehnenden Deutschen gedacht haben. Dem Skipper kamen zwar kurzfristig wegen dieses Verhaltens Bedenken, aber der Kurs auf Hull war schon abgesetzt).

Wir tasteten uns mit doppelten Ausguck und zwei Navigatoren im dunkelsten Teil der Nacht von Tonne zu Tonne. Die Lichter am Ufer und auf den Berufsschiffen waren, wie immer, eher verwirrend als hilfsreich und die Befeuerung der Tonnen, wie erwartet, schlecht auszumachen. Der Wind nahm zu blieb allerdings mit 4 – 5 Bf erträglich. Mit der Morgendämmerung wurde die Sache erheblich leichter. Die Sichtverhältnisse besserten sich und die Berufsschifffahrt nahm mit zunehmender Entfernung von der Nordsee ab. Dafür nahm der gegen uns gerichtete Tidenstrom zu. Wir erreichten die Marina Hull schließlich um ca. 08.00 Uhr, eine halbe Stunde bevor die zur Marina gehörende Schleuse geschlossen wurde.



Hull

Zunächst ruhten wir uns aus. Montag Nachmittag erkundeten wir Hull, besuchten das eindrucksvolle Marine- und Fischerei Museum und ergänzten unsere Vorräte. Hull war vom Mittelalter bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts das Zentrum der englischen Seefischerei. Eindrucksvolle, zum Teil sogar prunkvolle Bauten sowie ein einladendes Hafenviertel mit vielen historischen Pubs lassen noch etwas von dieser Vergangenheit erahnen. Am Abend folgten wir einer Einladung der Regattaleitung zu einem Barbecue auf die Sittard. Peitschender Wind und andauernde Regenböen (die angekündigten 6 – 7 Bf) waren da) ließen alle Regattateilnehmer auf dem Vorschiff unter einer dichten Plane zusammenrücken. Die Abwärme der Grillstellen wurde bei einstelligen Temperaturen besonders geschätzt. Am Dienstag unternahmen wir eine Busfahrt nach York. Dort besichtigten wir die eindrucksvolle Kathedrale und verteilten uns anschließend auf das Nationale Eisenbahnmuseum und die Einkaufsstraße. (wobei das eintrittsfreie Eisenbahnmuseum ein absolutes Highlight ist, zumindest für Eisenbahn-Fans). Zum Abschluss gab es in Hull noch einen Empfang beim Lord Mayor mit Besichtigung des Ratssitzungssaales und anschließender Steuermannsbesprechung. Zum Abschluss bereiteten wir die Rückfahrt kurz vor. Die Karten mussten radiert werden und die Strategie für die Rückfahrt wollte gefunden werden. Nach den Wetterberichten (unser Wetterstratege Jens hatte uns von Bochum aus 16 Seiten Wetterbericht nach Hull gefaxt und uns via SMS mit den letzten Neuigkeiten versorgt) zog ein Tiefdruckgebiet direkt über unseren Kurs und wir mussten mit Wind aus nahezu allen Richtungen rechnen. Das gab reichlich Raum für Diskussionen. Außerdem wurden die Vorteile und die Risiken des Spinnakers ausführlich erörtert. Schließlich sanken wir erschöpft in unsere Kojen.




Die fröhliche Crew beim Empfang in Hull



Zurück zur Heimat

Der Mittwoch Morgen fing wieder hastig an. Skipper Hajo hatte sich in den Kopf gesetzt, diesmal nicht zu spät zum Start zu kommen und beendete unser Frühstück vorzeitig. Vor der Marina-Schleuse standen wir aber erst einmal im Stau mit einigen Motorbooten. Schließlich kamen wir als letztes Schiff, aber rechtzeitig vor dem Hafen im Startgebiet an und passierten die Startlinie nach dem Startschuss als eines der ersten Boote. Einige Spinnaker wurden gesetzt. Wir ließen es beim Blister. Mit diesem Segel fühlten wir uns angesichts des stetig zunehmenden Nordwestwindes und des engen Fahrwassers wohler. Rückblickend eine glückliche Entscheidung, da im Humber bei 18 gestarteten Boote immerhin 8 Spinnaker zerstört wurden, davon einer bei einer Kollision mit einem ankernden Öltanker. Auch unseren Blister hätte es beinahe erwischt. Wir fuhren das Segel mit zwei Schoten. Bei einer Halse musste das Segel einschließlich der Schoten vor dem Vorstag herum geführt werden. Zweimal war das gutgegangen. Bei der dritten Halse wickelte sich der mittlere Teil des Blisters um das Vorstag. Selbst Hajo, der sonst alle Angriffe seiner Mannschaft auf sein Schiff gelassen vom Cockpit aus zur Kenntnis nahm, eilte aufs Vordeck und damit seinem Blister zu Hilfe. Nach längerem Bemühen gab das Segel schließlich nach und ließ sich bergen.

Nach Verlassen der Humbermündung nahmen wir Kurs gen Osten. Als einzig zutreffend stellte sich der in der Marina Hull ausgehängte Wetterbericht heraus: Nordwest, später Westwind, Stärke zunehmend 6 – 7 (einige Teilnehmer berichteten von gemessenen 30 – 34 kn Wind) . Wir vermieden einen reinen Vorwindkurs und wichen in Erwartung rechtdrehender Winde leicht nach Norden aus. Mit zunehmendem Wind ersetzten wir die Genua gegen die Fock und refften das Großsegel (wobei wieder einmal die Umlenkrollen klemmten. Gut, dass das Winterlager naht). Nach Mitternacht schlief der Wind ein und die Chou Chou dümpelte kraftlos mit schlagenden Segeln in der Dünung. Mit Tagesanbruch kam der Wind zurück, zunächst schwach aber stetig, dann mit 3-4 Bft aus NW, im Laufe des Tages auf NNE drehend.

Unser wie auf der Hinfahrt organisierter Wachplan bewährte sich diesmal nicht. Wir fanden den Rhythmus nicht und so kam es, dass das am Donnerstag Morgen nur eine einfache Besetzung übrig blieb. Der Rest der Mannschaft war oder wollte in die Koje. Die einfache Besetzung war ohne Selbststeueranlage zwar wenig, aber angesichts der Wetter- und Verkehrsverhältnisse für ein paar Stunden ausreichend. Danach waren alle ausgeruht und konnten frisch ans Werk gehen. Der Wind legte zu, zunächst NW 3-4, und Hajos` Ehrgeiz erwachte. Rasche Segelwechsel waren angesagt und es kam schnell Leben ins Schiff. Die Schifffahrtswege vor der niederländischen Küste kreuzten wir, bilderbuchmäßig, rechtwinklig und den Bohrinseln gingen wir dank unseres nördlichen Kurses auch weitgehend aus dem Weg. Am Nachmittag kam Vlieland in Sicht. Der Wind drehte Richtung Nord und wir steuerten das Stortemelk an.

Nach der Einfahrt in das Stortemelk lieferten wir uns noch ein Privatduell mit einem der englischen Regattateilnehmer. Heiße Diskussionen, wie weit wir welche Tonne schneiden können, beschäftigten uns während der Fahrt durch das Wattenmeer. Die Engländer waren einiges voraus und Hajo haderte um jeden Zentimeter, der in Richtung Harlingen verschenkt wurde. Eingangs des Pollendamm hatten wir es geschafft. Die Engländer lagen querab und kurz danach in unserem Kielwasser. Um 23.18 Uhr, 5 Minuten vor Hochwasser in Harlingen, passierten wir die Ziellinie vor dem Harlinger Hafen. Eine kleine Motorbarkasse der Sittard begleitete uns zu dem Schiff im Hafen, auf dem wir mit einem Schnaps begrüßt wurden. Hier holten wir diesmal auch den entgangenen Schluck von der Hinfahrt nach. Freundlicherweise fiel für nicht alkoholbegeisterte auch eine Cola ab. Für den Rest der Nacht hatte die Regattaleitung Liegeplätze im Harlinger Vorhafen neben der „Braunen Flotte“ organisiert. Dort legten wir die Chou Chou neben die Marielena, einem holländischen Regattateilnehmer. Die Niederländer begrüßten uns freundlich und luden uns noch zu einem Umtrunk auf ihr Schiff ein. Wir steuerten einen edlen Teil unserer Schnapsreserve bei, verließen die Abschlussfeier allerdings nach mehreren Stunden vorzeitig.




Zurück in Harlingen…Crewmitglied Claudia hat photografiert.



Abschließend
blicken wir alle nicht nur auf eine gelungene Regattateilnahme, sondern auch auf einen interessanten Törn zu einem Ziel abseits der sonst üblichen Routen zurück. Auch ohne Proficrew haben wir die Herausforderungen der Nordsee gemeistert. Besonderer Dank gebührt unserem friesischen Engel Sjors Dotinga, ohne seinen Einsatz hätten wir Hull nicht kennengelernt.

Kein Crewmitglied hat die Reise bereut. Der Skipper war nach der Reise wieder gesund und das Vertrauen in Chou Chou wieder einmal bestätigt. Claudia und Hajo nahmen am Samstagabend noch als deutsche Repräsentanten an der „Prijsuitreiking“ teil. Leider konnten wegen der anstehenden Heimfahrt nur wenig Gebrauch von den angebotenen Getränken gemacht werden.

Nach dieser erfolgreichen Reise drängt sich die Teilnahme an der Regatta Helgoland Edingborough auf. Dies könnte die nächste Stufe in der Eroberung der Nordsee und der englischen Ostküste sein. (Leider erst wieder in 2006, aber vielleicht gelingt es dann doch!?)



Ulli Schilling