Deltaweek 30.06. - 09.07.2006
Da unser ursprünglich geplanter diesjähriger Törn in die Ostsee wegen beruflicher Verpflichtungen gescheitert war, haben wir nach Alternativen gesucht. Nach Möglichkeit sollten eine Regattateilnahme und ein Urlaubstörn kombiniert werden. So bot sich die Teilnahme an der Deltaweek an.
Hierbei handelt es sich um eine 10-tägige Regattaserie auf und in der Nähe der Oosterschelde. Man kann sich für die gesamte Serie oder auch für einzelne Wettfahrten melden. Die Wettfahrten werden nach IMS, ORC, R&P und diversen Einheitsklassen (z.B. X-99, J-22, J-24, Maxfun, X-35) ausgerichtet.
1. Überführung 23.06. - 25.06.2006:
Am 23.06. brechen Moni, Reinhold, Matthias und Enrico gegen 11 Uhr in Lelystad auf. Uns bleiben gut 2 Tage, um die "Chou Chou" in die Oosterschelde zu überführen. Nach Studium der Brücken und -Schleusenzeiten entschließen wir uns gegen die Binnenroute. Der Schlag über das Markermeer in Richtung Amsterdam macht bei gut 3 Windstärken und Sonne Spaß. Dann folgt der Noordzeekanal. Am Abend liegen wir in Ijmuiden Die Eismaschine im Duschgebäude leistet wie immer gute Dienste. Das Bier schmeckt gut gekühlt doch einfach besser..
Um die Tide nutzen zu können, ist am Sonnabend um 5 Uhr Wecken angesagt. Gegen 6 Uhr legen wir ab. Bei wenig Wind um 2 Bft, beginnend aus Ost, später drehend über Süd auf Nordwest ist unser Ziel nur unter Segeln nicht zu erreichen. Der Motot wird also angeworfen. Über Scheveningen (Nachtanken) geht es am Europort vorbei. Der Schiffsverkehr ist nicht sehr rege. Am Nachmittag entscheiden wir uns an der Ansteuerungstonne zum Haringvliet, doch gleich weiter Richtung Oosterschelde zu fahren. Durch das "Banjaard" geht es von den Tonnen GB1 und GB2 immerhin noch knapp 10 sm bis zum Sperrwerk. Rechts und links sind die flachen Stellen bis 0,5 m Wassertiefe zu beachten. Nicht umsonst wird in der Literatur empfohlen, das Banjaard nur am Tage und bei gutem Wetter zu befahren. Von der Roompotsluis ist es nicht mehr weit bis in die Marina Roompot. Hier erwarten uns eine großzügige Marine, ein netter Hafenmeister sowie tolle Duschen.
Der morgendliche Wetterbericht warnt vor einem lokalen Starkwindgebiet vor der Küste, welches in Richtung Oosterschelde ziehen soll. Windböen bis ca. 35 kn werden vorhergesagt. Also legen wir bereits gegen 10 Uhr ab. Es folgt ein kurzer Schlag nach Zierikzee. Nach einigen Mühen, im ersten Hafen werden wir abgewiesen, erhalten wir für die Woche einen Liegeplatz. Beim Aufklarieren fallen die ersten Tropfen.
HaJo hohlt uns netterweise mit dem Auto ab. Es folgt der Transfer nach Dorsten, Bochum und Wuppertal.
2. Regatta 02.07. - 05.07.2006:
Am Sonnabend brechen Dieter, Guido, Enrico und Elke nach Zierikzee auf. Elke fährt das Auto zurück. Wir drei haben einiges zu erledigen. Das Schiff wird regattamäßig umgerüstet. Das neue Großsegel wird angeschlagen, die Genuarollanlage abgebaut, ..........
Dann mach en wir einen Stadtbummel. Zierikzee macht einen netten Eindruck. Bei einigen Bierchen am Festzelt warten wir auf HaJo, der am späten Abend anreist. Am Sonntagmorgen folgt Jens, die Regattacrew ist komplett.
Sonntag (Zeelandwedstrijd II):
Nach mehreren Stunden Startverschiebung wegen Flaute geht es endlich los. Wir starten in der Gruppe ORC 3. Bei 3 - 4 Bft ist es eine kurzweillige und abwechslungsreiche Wettfahrt. Wir belegen den 3. Platz. Am Abend ist das Festzelt in Zierikzee schon verweist. Wir gehen daher in die Stadt und genießen den Abend bei einem gutem Essen.
Montag (Buutengaetsrace):
Die Wettfahrt geht von Zierikzee nach St. Annaland. Nach knapp 7 Stunden Segelzeit mit starker Belästigung durch die Berufsschiffahrt gehen wir durchs Ziel. Für den 1. Platz erhalten wir einen schönen Pokal. HaJo muß leider aus beruflichen Gründen am Abend bereits abreisen. Wir sind so nun zu viert.
Dienstag (Onrustrace):
Eine Flautenregatta. Starke Nerven sind gefragt. Immer wieder steht die Frage: wer ist stärker, der Strom oder die Fahrt über Grund. Teilweise zeigt der Windmesser 0 kn an. Dazu brütende Hitze. Einzig das neue Großsegel kann die Stimmung verbessern. Mit dem alten Großsegel wären wir nicht ins Ziel gekommen. Nach vielen Stunden geben hinter uns 3 Schiffe der ORC-Gruppe 4 auf. Wir erreichen nach 6:42:50 endlich das Ziel in Wemeldinge. Lohn der Mühe für das Durchhalten ist der 1. Platz in unserer Gruppe.
Leider muß nun auch Dieter uns aus beruflichen Gründen verlassen. Im Lokal können wir die Fußballweltmeisterschaft verfolgen. Die deutschen Fußballmannschaft scheidet im Halbfinale leider aus.
Mittwoch (Onrustrace):
Bei sehrguten Segelbedingungen mit 3 - 4 Windstärken ist heute im Gegensatz zu den voherigen Tagen nur eine kurze Wettfahrt nach Colijnsplaat angesetzt. Mag einer die Regattaleitung verstehen ? Wir gehen das ganze mit der 3-er Crew (Jens, Guido, Enrico) gemütlich an. Nach einem taktischen Fehler belegen wir in der gemeinsamen Wertung ORC 3+4 den 5. Platz. In der Gesamtwertung landen wir nach der für uns verkürzten Regattawoche auf Platz 3.
3. Heimfahrt 06.07. - 09.07.2006:
Am Donnerstagmorgen starten Jens, Guido und Enrico in Richtung Heimat. Sonne und 4 Bft machen uns die Entscheidung, über den Haringvliet und Stellendamm auf die Nordsee zu fahren, leicht. Entschädigt werden wir mit einer sehenswerten Landschaft. Wie sagt Jens: "Es erinnert an Friesland, nur alles eine Spur größer".
Von Stellendamm geht es gegenan unter Motor bis zur Tonne SG2. Dann können wir bei 4 Bft Groß und Genua setzen. Unter Spi dann wieder an Europort vorbei bis nach Scheveningen. Gegen 22 Uhr wird der Pizzaofen für uns nochmals angeworfen. Wir genießen den Abend.
Am Freitag brechen wir gegen 11 Uhr auf. Bei 4 Bft können wir wieder Groß und Spi setzen. Etliche Schiffe werden überhohlt. Bei auffrischendem Wind mit Böen bis 20 kn wechseln wir auf den kleinen blauen Spi. Guidos Armspannweite macht sich beim Segelwechsel bezahlt. So sind wir bereits nach 3 Stunden vor Ijmuiden. Ein Niederländer, den wir zuvor überhohlten, meint anerkennend zu uns :"lecker spifahren". Am Nachmittag treffen wir im Sixthaven in Amsterdam ein. Die Arbeiten an der Spundwand sind abgeschlossen. Guido erhält eine kleine Stadtführung. Die Stadt wirkt sehr vermüllt.
Am Sonnabend dann auf nach Horn. Wir testen das neue Vorsegel. Immer noch Sonne pur und guter Wind. Bisher haben wir in der gesamten Woche das Ölzeug nicht anziehen müssen. Der Hafenmeister packt den Hafen voll. Wir liegen als 3. Schiff im 6-er Päckchen. Am Abend führt uns Jens in das Nobelrestaurant von Horn. Qualität und Preis stimmen überein. Eine sehrgute Entscheidung für den letzten Abend.
Sonntag: Der Wetterdienst gibt eine Starkwindwarnung aus. Es soll am Vormittag von 4 auf 5 Bft und später auf 6 Bft auffrischen. Unter Groß im 1. Reff und dem neuen Vorsegeln fahren wir zunächst hoch am Wind. Das Ölzeug müssen wir nun doch auspacken. Es wird feucht auf der Kante. Bereits gegen 12 Uhr treffen wir in Lelystad ein.
Rückblick:
Die Entscheidung, in die Oosterschelde zu fahren, war richtig. Es handelt sich um ein schönes und anspruchsvolles Revier mit starken Gezeitenströmungen, zum Teil mit 40 m Wassertiefe. Die Deltaweek eine interessante Regattaserie. Die Wettfahrtdauer liegt jeweils zwischen ca. 2 bis 7 Stunden. Das Segeln im Strom ist eine Herausforderung,
Getrübt wird der gute Eindruck durch die geringen Teilnahmerzahlen. Die Vermakrtung scheint ein Problem zu sein. Wir waren das einzige deutsche Schiff.
Ein schöner Regatta-/Urlaubstörn geht zu Ende.
Enrico (Text)
Reinhold und Jens (Bilder)