Regatta Helgoland - Edinburgh 28.05. - 01.06.2007
Am 28. Mai 2007 (Pfingstmontag) war es dann endlich soweit, Start für die Wettfahrt 7 der Nordseewoche von Helgoland nach Edinburgh, insgesamt ca.450 sm. Over all waren 54 Schiffe gemeldet, wir starteten in ORC 4, hier waren insgesamt 13 Schiffe gemeldet. Die Regatta wurde veranstaltet im Rahmen der Nordseewoche und findet alle 2 Jahre statt. Um 15 Uhr gab es ein Regattabriefing (den Safety Check hatten wir vormittags schon be¬standen), um 16 Uhr 30 ging es dann unter Spi über die helgoländische Startlinie, bei 2 bis 3 Bft aus NNW. An Bord waren Hajo (Skip), Dieter, Martin, Reinhold, Uli und Claudia. Nachdem wir die Tonne Helgoland Ost gerundet hatten, musste der Spi leider runter, hoch ging Genua 1. Und dann kam auch schon der erste Regenguss. Es hatte ja schon einige Anzeichen gegeben, dass uns das Wetter in den nächsten Tagen noch auf Trapp halten würde: Über Christiane hatte Hajo kurz vorm Leinen los noch einen aktuellen Wetterbericht eingeholt - im Mittelteil war der nicht wirklich erfreulich. Und außerdem war Hajo in Hooksiel schon morgens mit dem Spruch und diese Klamotten ziehe ich jetzt 5 Tage nicht mehr aus in das Ölzeug gestiegen. Und wir dachten, dass sei ein Scherz!
Aber zurück zum ersten Regattatag. Das anfangs noch nah beieinander segelnde Regattafeld verlor man bald aus den Augen und auch Helgoland war nach den ersten Stunden achteraus nicht mehr zu erkennen. Der Regen blieb nass und die Stunden gingen dahin. Ab 20 Uhr sind wir in unser Wachsystem eingestiegen, insgesamt 3 Wachen mit je 2 Leu¬ten, jede der vier Nachtschichten von 20 - 08 Uhr dauerte 3 Stunden, gefolgt von drei vierstündigen Tagschichten. Es ergaben sich die Wachen Hajo / Uli, Dieter / Mar¬tin, so¬wie Reinhold / Claudia. Hajo und Uli übernahmen die erste Schicht. Um 20:20 gab es den ersten Regatta round call durch die YES auf Kanal 68 - unter Sicherheitsgesichtspunkten war ein round call alle 12 Stunden von der Regattaleitung anberaumt worden. Um 23 Uhr übernahmen Dieter und Martin die Wache. Es wurde ein paar Mal gewendet (der Wind kam einfach aus der verkehrten Richtung für unseren Kurs) und der Wind nahm langsam zu. Um 2 Uhr - nun schon am Dienstag, den 29.5 - also um 2 !!! Uhr mussten Reinhold und Claudia dann aufstehen. War wohl nichts mit Schönheitsschlaf. Claudia entdeckte als erstes die Freuden des neuen AIS Kästchens: Guck mal, alles leer hier, keine Tanker weit und breit und Reinhold erfreut alle die wollen mit heißer Tomatensuppe ohne Sahnehäubchen - was gar nicht schlimm war, die Suppe war laut Claudia köstlich. Um 3:30 wurde es auch schon wieder ganz langsam hell. Im Laufe des Dienstags nahm der Wind dann stetig zu, so dass nachmittags die Genua der High Aspect weichen musste. Auch die Windrichtung änderte sich etwas und bekam mehr westliche Komponenten. Ab und an hat es allerdings auch mal nicht geregnet. Beim round call um 20:20 hören wir von einigen anderen Seglern. Kurz nach Anbruch des nächsten Tages (Mittwoch, 30.5) ziehen wir ein Reff ins Groß - und kurz darauf wird das Vorsegel geborgen - es stürmt mit 7 - 8 Bft. aus West und wir geigen in turbulenter See nach Norden an riesigen Ölplattformen vorbei. Als Reinhold und Claudia die Wache antreten, ist der Feuchtigkeitsgrad noch mal gestiegen - alles ist nass, kalt und es weht äußerst heftig. Wie gut, dass auf Helgoland für Claudia noch ein Fleecestrampler sowie dicke Socken gekauft wurden. Die beste Anschaffung seit Jahren!
Der Windex spinnt und zeigt nur manchmal Werte an - und wenn, dann 32 Knoten, kann das sein? Es kann, wir hatten auf Höhe der Doggerbank (grob die halbe Strecke) 7 bis 8 Bft ge¬gen an. Den Niedergang machen wir da besser mal dicht, aber wegen der Leinen kommt reichlich Salzwasser ins Schiff. Das Wellenbild ist chaotisch, die Berge und Täler kommen von allen Seiten. Die Wellenhöhe hat 3,5 m betragen, erfahren wir in Edinburgh. Um 08:20 können wir nur noch Kontakt mit der SINUS herstellen. Die Segel werden im Laufe des Tages noch mal dem Wind angepasst: 2. Reff ins Groß und die Fock geht hoch - wir wollen ja mal ankommen.
Die nächsten Schichten vergehen mit steuern, navigieren oder - für diejenigen, die wach¬frei haben - mit irgendwo rumliegen, schlafen geht nicht wirklich. Mitunter wurden auch Plastiktüten mit Mageninhalt gefüllt, die der jeweilige Steuermensch dann über Bord wer¬fen durfte. Das neue Motto hieß Lasst uns Brot brechen, bis dahin hatte es bis auf einmal Suppe nämlich hauptsächlich belegte Brote gegeben. Vorschlag - können wir das nächste Mal ein paar blickdichte Plastiktüten mitnehmen?!?
Am Mittwochabend (30.5.) nimmt der Wind etwas ab (nur noch so ca. 20 Knoten) und räumt noch etwas - und es gibt Kartoffelsuppe für alle, die Appetit haben. Im Laufe der Nacht wurde dann ausgerefft und die High Aspect gesetzt, die vor dem Frühstuck am Donnerstag früh durch die Genua 1 abgelöst wurde. Am Donnerstag, 31.5. passieren wir während Reinhold's und Claudia's Wache um 8:30 den Nullmeridian, ab jetzt heißt es auf dem GPS W statt E in der 2. Reihe. Und trockener wird es auch, endlich blauer Himmel und Sonnenschein! Und weil es so schön ist und vom Wind her endlich passt, setzen wir bald den rot-weißen Spi. Den Spibaum missbrauchen wir als Wäscheleine und breiten alle nassen Klamotten an Bord aus. Segeln kann so schön sein - und alles trocknet. Reinhold setzt Wegpunkte (CRAIG-N) für die Firth of Forth Ansteuerung. Der Wind bläst jetzt nachmittags mit 6 bis 9 Kn aus SW und wir sind weiterhin unter Spi unterwegs. Beim round call um 20:20 hören wir von der Jan Mayen II und Sirius. Um 22:55 am 31.5 haben wir das Feuer Barnes Ness querab.
Als nächstes passieren wir in der Nacht zum Freitag Bass Rock an Steuerbord - der Felsen sieht magisch aus in der Dunkelheit, man hört die Basstölpel rufen, der Mond lässt sich sehen und beleuchtet den Spi von der Seite, wunderschön. Nur noch 22,2 sm bis zum Ziel - da sind wir ja gleich da! Denkste. Kaum erreichen wir den Firth of Forth, setzte Nebel ein, hatten wir ja auch noch nicht. Und dass, was wir im Mittelteil zuviel hatten an Wind, war jetzt eindeutig zuwenig - auch als der Nebel sich verzog. Am Freitag (1.6.) morgen passieren wir zusammen mit Lucky Star die Tonne Craig-N. Der fehlende Wind so kurz vor dem Ziel zerrt an den Nerven. Hajo möchte, dass wir, wenn überhaupt, dann elfengleich über das Deck schweben. Und wir versuchen alles Mögliche, um voran zukommen - aber ohne Wind geht das einfach nicht. Reinhold versucht die Mannschaft mit kulinarischen Köstlichkeiten bei Laune zu halten - inzwischen sind alle Mägen wieder ok - und Claudia kriegt Tee mit Rum (halb und halb), was sich positiv auf die Schwachwind-Steuerfähigkeit auswirkt. Nach langen 8,5 Stunden gleich sind wir da Gedanken über¬queren wir am Freitag, 1.6.2007 um 11:24 MESZ die Ziellinie vor dem Hafen Granton - nach 3 abwechselungsreichen Tagen. Wir erreichen den 4. Platz von 13 Schiffen - von denen jedoch nur 8 Schiffe ins Ziel gekommen sind.
Wir liegen königlich an einem Schwimmponton vor rostiger Spundwand - kein Strom, kein Wasser, dafür bei Ebbe 10 m rostige Leiter bis nach oben. Nach Anlegebier (lecker!), Aufklaren von Schiff und Mannschaft - was fast den ganzen Freitag gedauert hat - haben wir abends noch einige lessons identified, wie die Briten so sagen.
In aller Frühe am Samstag musste leider Martin schon den Heimweg antreten. Am Samstagnachmittag haben wir Edinburgh besichtigt, eine grandiose Stadt. Abends gab es dann ein Barbecue mit Spanferkel XXL im Royal Forth Yacht Club für alle Regattateilnehmer - mit Live Musik! Ein schottisches Dudelsack-Ensemble spielte auf und es gab viele nette Gespräche mit diversen Mitseglern.
By the way: Rund Skagen ist im nächsten Jahr die Langfahrtstrecke der Nordseewoche
Am Sonntagmorgen ging es - bis auf Claudia - mit dem Taxi zum Airport Edinburgh und German Wings brachte uns sicher nach Köln.
Chou Chou wurde vom Club auf die andere Hafenseite verholt und wartete auf Jens, Enrico und Guido, die ab 10.06.07 die 1. Rücketappe segeln wollten.
Infos zur Regatta unter http://www.nordseewoche.org
Claudia und Reinhold