Nacht van Lelystadhaven 04. - 05. Juli 2008



Der reißerische Aufmacher - spannend wie die 24h, unkompliziert durch kurze Anreise und überschaubare Dauer, ideale Vorbereitung für die 24h - hatten Skipper HaJo spontan angesprochen. Zudem wurde die erste
Auflage 2007 in höchsten Tönen gelobt. Deshalb suchte HaJo schon auf dem Jahrescrewtreffen nach Interessenten und die Veranstaltung wurde in den Regattakalender aufgenommen.

Entgegen den Erwartungen war das Interesse - insbesondere bei der Stammcrew - recht zurückhaltend.
Was kann eigentlich diese offensichtlich satten Salzbuckel noch reizen? Soll demnächst doch eher gemütliches
Flottilensegeln auf dem Programm stehen? Die Crewmotivation wird sicherlich eine Herausforderung in der Zukunft sein.
Aber so schnell gab der Skipper nicht auf. Aufgrund seiner Marketingerfahrungen setzte er wiederholte Erinnerungsmails und persönliche Ansprachen ein. Diese Bemühungen brachten dann eine Woche vor dem Start eine motivierte Crew zusammen.
Unter Skipper HaJo wollten Stephanie Schorr (schon in einigen Regatten zuvor Chou Chou erfahren, zur Zeit Forschungsaufenthalt in München mit Segelabstinenz), Jan-Christoph Bieda (im letzten Jahr bei der Sunderland - Ijmuiden Überführung dabei und dieses NRWCUP Crew) sowie Jan Sauerbrey (im letzten Jahr Skipper der zurzeit entmasteten Anduril Die Mitgewinner des Ijsselmeercups beim POTT 07 war) die Herausforderung in Angriff nehmen.
Kurzfristig kam dann Jens Haun noch zu der Erkenntnis, dass zwei Wochenenden hintereinander in London nicht unbedingt notwendig sind und komplettierte die Crew. Damit war auch die Erledigung diverser Elektro-Restarbeiten gesichert, die sonst bei seinem aktuellen Terminplan bedrohlich nah an das Saisonende gerückt wären.
Die Ankündigung der Regatta hatte ein Rennen ähnlich den 24h erwarten lassen. Wettfahrtanweisung gab dazu allerdings keine Details preis. Der Kurs sollte, entsprechend den schriftlichen Informationen, im Laufe der Woche per E-Mail mitgeteilt werden.
Auch sonst ging nicht alles glatt. Trotz rechtzeitiger Meldung und telefonischer Rückversicherung gelangten wir erst am Tag der Regatta auf die Starterliste. Die Kursinfo wurde dann bei der Steuermannsbesprechung Freitag um 19 Uhr ausgegeben.
23 Meldungen wurden in zwei Gruppen geteilt (Über 690GPH mit 13 Teilnehmern und unter 690 GPH 11 Teilnehmer). Etwas Ernüchterung machte sich bei uns breit als ein 20 sm langer Dreieckskurs um Seezeichen im Markermeer mitgeteilt wurde - das Prinzip der 24h ist schließlich etwas anders. Die Windvorhersage war 3-6 kn von westlich auf östlich drehendem Wind.
Da somit eine ruhige Nacht angesagt war stürzten wir uns gedämpft motiviert ins Startgetümmel um 21 Uhr.
Es wurde vor dem Hafen innerhalb des Deichs in Richtung südlicher Ausfahrt bei halbem Wind gestartet. Wir hielten uns bewusst in der zweiten Reihe hoch i n Luv. Nachdem sich das Feld vor uns unter lautem Gebrüll gegenseitig behindert und dann sortiert hatte befanden wir uns an dritter Stelle direkt unter dem Deich hinter Bongo Fury und der Seaquest.
Diese Stellung konnten wir bis zur südlichen Ausfahrt erfolgreich verteidigen, denn Keiner wagte es über uns in Luv zu gehen und möglicherweise mit den Steinen Bekanntschaft zu machen und unter uns mussten Einige erfahren, dass für Sie der Wind weg war.
Nach der Südausfahrt machten wir erst einen Schlag nach rechts - weil der Wind nach rechts drehen sollte - die Richtigkeit der Entscheidung wird allerdings noch weiterhin diskutiert. Da wir irgendwann offensichtlich nahe an der lay-line für unsere nächst Tonne waren legten wir auf diese um und machten lange Zeit kein Manöver mehr. Dafür faszinierten ein malerischer Sonnenuntergang und die ruhige See die Crew. Die Führung des Schiffes wurde dann an die jüngeren Crewmitglieder übergeben - Jens und HaJo begaben sich auf Freiwache und zur Ruh.
Gegen Mitternacht wurde die Tonne EA2 als drittes Schiff gerundet (nach einer Bavaria 33 „LAUROEN“ und einer Holman & Pye 36 „AQUARI“). Unter Spi wurde dann allerdings souverän die Führung übernommen. Nach 1,5h wurde die nächste Tonne PH erreicht und am Wind (4 - 6 kn östlich) in Richtung Hafen und Ziel zurückgesegelt. Der wieder wach gewordene Skipper verursacht einen Schlag direkt zum Festland auf der Suche nach mehr Wind. Aber bald setzte sich die Erkenntnis durch das der Abstand zum Ziel eher größer wurde. Wieder auf den alten Bug zurück konnte sich dann die Jungcrew zur Ruhe begeben.
Stetig näherten wir uns dann dem Ziel, allerdings kamen auch die Verfolger stetig näher - der Ackergaul braucht halt 9kn Wind um in seinem Element zu sein. Letztendlich zog die AQUARI ( 36 Fuß) 1,5 sm vor dem Ziel an uns vorbei. Zwar mobilisierten wir
noch einmal alle Kräfte - der Spi war bereit zum Setzen , was aber nicht realisierbar war- aber es gelang uns nur den zweiten Einlaufplatz 3.min 9sec nach dem Führenden AQUARI sicherzustellen. Einige Minuten hinter uns lief dann noch die LAUROEN ein und dann war weit und breit von einem Verfolger nichts zu sehen.

Da es erst 4:16Uhr war und noch kein Frühstück serviert wurde die entspannende Segelnacht mit Restschlaf bis 9 Uhr fortgesetzt.
Nach erfrischendem Duschen wurde in der Sonne vor dem Clubhaus das all inklusiv Frühstück - mit frisch gebratenen Spiegeleiern - eingenommen.
Danach machte sich die gesamte Crew an noch ausstehende Montage Arbeiten - neue Genuaschienen mit kugelgelagertem Wagen - und an die schon erwähnte Elektoinstallation.
Die Jungcrew verabschiedete sich am Nachmittag (vielen Dank für die Montageunterstützung) und
Jens und HaJo werkelten bis zum allinklusive Barbecue und Siegerehrung weiter. Heftige Regengüsse verhinderten allerdings ein rechtzeitiges Eintreffen und so mussten wir unser Grillgut auf inzwischen mit einer Kohleschicht überzogene Grillroste garen. Wir warteten bis auch unser Grillgut die Farbe des Untergrunds annahm und schritten dann zur Sättigung und Stimulation unseres Immunsystems.
Zum Abschluss erfolgte die Siegerehrung. Gesamtsieger wurde die Bongo Fury und wir wurden in der über 690 GPH Gruppe als Dritter hinter LAUROEN (Bavaria 33) und AQUARI (36 Fuß H & P) geehrt.
Irgendwie ist diese Ausrechnung nicht nachvollziehbar - nach den offiziellen GPH Werten berechnet waren wir Zweiter (siehe Anlage). Wir verzichteten dieses mit der Wettfahrtleitung zu diskutieren, da wir sonst als Wiederholungstäter bald zu den Querulanten zählen würden. Und schließlich muss man auch gönnen können - unsere niederländischen Freunde haben schon genug an dem vorzeitigen Ausscheiden ihrer Fußballnationalmannschaft bei der EM zu knabbern.
Insgesamt war die Nacht van Lelystadhaven ein durchaus gelungenes Event allerdings nicht mit der Ausstrahlung der 24h. Mit unserem Ergebnis bei wenig Wind, ohne richtige Kreuz und einigen strategischen Aussetzern können wir sehr zufrieden sein. Ein Jungcrew hat sich ebenfalls für Weiteres empfohlen.
Dadurch dass man am Freitag früh anreisen muss ist die Anreise nicht ganz so stressfrei und damit steht dieser Event im nächsten Jahr sicher nicht ganz oben au der Liste.
Trotzdem hat es Spaß gemacht und Chou Chou wurde für Weiteres präpariert.


HaJo