Orkan auf dem Ijsselmeer beim Himmelfahrtstörn 1983




- Aus den Anfängen von "Chou Chou" -


Nach langer Bauzeit in einer Scheune in Witten-Stockum lag Chou Chou endlich im Wasser bei der Roggebotsluis. Bis auf einen Probeschlag auf dem Randmeer lag die Jungfernfahrt auf dem Ijsselmeer jetzt vor ihr. An Bord der Erbauer und Skipper „Hajo“ Schulze, Dieter Schulte, Michael Ress, Lutz Pott und Reinhold Koenen, alle mit einiger Segelerfahrung bei Chartertörns.
Bei flottem Südwind Stärke 5- 6 Bft. hatten wir mit gerefftem Groß und etwas eingedrehter Genua das Ketelmeer schnell hinter sich gebracht und segelten West, etwa auf Höhe des weit nördlich liegenden Urk. Mit einem mal sprang der Wind überfallartig auf 9 -10, in Spit-zen 11 Bft. So ein Peitschen und Pfeifen hatte ich nie zuvor gehört. Chou Chou lag auf der Backe, Gott sei dank alle Mann an Bord! Nach dem ersten Schrecken gelang es Hajo unter größten Mühen, das Groß zu bergen. Eine gewaltige Welle hatte sich ruckzuck aufgebaut. Unter Motor gegen an war zum Scheitern verurteilt, also Ablaufen unter Topp und Takel. Nur zu zweit konnten Michael und Reinhold Chou Chou vor den enormen Heckwellen auf Kurs halten. Und zum Glück hatten wir reichlich Leeraum ….!?
Mit nachlassendem Orkan liefen wir in die Bucht von Lemmer ein, wobei ein Rettungshubschrauber tiefer kam und erst abdrehte, als wir „alles in Ordnung“ signalisierten.
Der Orkan hatte sich wirbelsturmartig aus dem Ausläufer einer Depression so schnell gebildet, dass er vom Computer des KNMI nicht vorausgesagt werden konnte. Laut Zeitungsmeldungen wurden bis zu 120 km/h an Windgeschwindigkeiten erreicht. Es gab mindestens fünf Tote und Millionenschäden durch abgedeckte Dächer und umgewehte Wohnwagen.
Wir brachten den Törn mit einem Abstecher auf der Ijssel nach Kampen gut zu Ende. Aber dieses Erlebnis hat uns gelehrt, wettermäßig immer auf alles vorbereitet zu sein.

F1000008
F1000010
F1000011
F1000012
F1000013
F1000017
F1000018
F1000020
F1000021
F1000023
F1000036
F1000037
   


Reinhold Koenen