Schottland 2007



Überführungstörn Lelystad - Hooksiel 16.05. - 19.05.2007



Mittwochabend gegen 18:30 holt Dieter mich ab, leicht verspätet wegen des Himmelfahrt-Reiseverkehrs, der uns dann aber doch zügig nach Lelystad gelangen lässt. In Ruhe können wir die Einkäufe verstauen und Chou Chou klarieren. Gegen 22:00 stößt Matthias zu uns, der mit Jens und Enrico angereist ist, die mit einer „POGO“ am NRW-Cup teilnehmen wollen. Dieter schraubt schon mal an der Rot-Weiß-Diodenlampe über dem Kartentisch.

Donnerstag um 9:00 steht Hajo an Deck, aus London via Amsterdam angereist. Flugs ist Dieter im Mast, montiert die Dioden-Dreifarben-Laterne, klebt die Salinge ab zum Segelschutz und befestigt den Radarreflektor klapperfrei. Zur Belohnung hat die Windanzeige jetzt einen Aussetzer - also Dieter wieder hoch.

Um 10:30 legen wir ab, unter Motor durch die Houtrib-Schleuse, kurzer Anleger in der Flevo-Marina zum Batterien-Kauf, und dann das Ijsselmeer hoch nach Kornwerderzand, alles unter Motor gegen leichten Gegenwind. Auch übers Watt nach Harlingen müssen wir motoren, legen dort um 20:30 an, müssen noch mal verholen, da der Hafenmeister uns als bald wieder auslaufendes Schiff nicht bei den Plattbodenschiffen haben möchte.

Kurzer Bummel über lange Mole zum Hafen im Ort, dort Patat mit Frikandel spezial, Rückweg einschlagen und 22:00 laufen wir aus mit ablaufendem Wasser. Nachtfahrt unter Motor bei herrlich sternenklarem Himmel entlang Pollendam, Blauwe Slenk, Pannengat in den Vliestroom und dann durch das Zeegat van Terschelling auf die Nordsee.

Das Wetter ist viel besser als erwartet, die Sonne kommt durch, es weht aus Süd mit frischen 4-5 Bft. und wir jagen längs der west- und ostfriesischen Inseln, dass es nur so eine Freude ist. Hinter Wangerooge biegen wir in die Einfahrt zur Jade und müssen die letzten Meilen nach Hooksiel motoren. Die Einfahrt in das Schlickloch gestaltet sich noch mal spannend, doch Reinhold erkennt die Ansteuerungsstangen und bald liegen wir längsseits einer Yacht und eines Krabbenkutters um 22:00 fest.

Am nächsten Morgen entpuppen sich die „Ansteuerungsstangen“ als die Rammpfähle eines Arbeitsbootes, das aber glücklicherweise parallel zur Einfahrt liegt!
Um 10:00 passieren wir die Schleuse, zahlen Hin- und Rückschleusung (15 EUR) und erfahren vom Schleusenmeister, dass man den Ortsnamen eher wie „Hocksiel“ spricht. Kurz drauf liegen wir am Steg des WSV Wilhelmshaven, bauen Rollfockanlage ab und ziehen das Regattagroß auf. Klarieren, packen, ausladen und Schiff verholen an Liegeplatz für die kommende Woche - dem Start zur Nordseewoche auf Helgoland und dem großen Törn über 400 sm nach Edinburgh.

Andrea holt uns ab, nach Scholle (mit Steinpanade) und Bratkartoffeln geht es auf die Piste. Um 18 Uhr am Samstag bin ich schon wieder daheim, nach einer Blitzüberführung über 205 sm bei besten Bedingungen - möge es bei der Helgoland-Edinburgh-Regatta auch so sein!

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Reinhold



Zubringerregatta Hooksiel - Helgoland am 26.05.2007






Am Freitag vor Pfingsten treffen wir uns am Parkplatz an der Ausfahrt Haltern der Autobahn 43. Uli hat per Mietwagen schon Dieter und Martin eingesammelt, ich (Reinhold) steige zu. Wegen des Pfingstreiseverkehrs mit Staus auf der A1 entschließen wir uns, die A31 "Ostfriesenspieß" zu fahren, was uns dann auch ohne Stau zügig nach Norden bringt, wo Chou Chou in Hooksiel beim WSV Wilhelmshaven auf uns wartet.

Gegen 21:30 steuern wir zuerst noch das Restaurant "Zur Brücke" im Außenhafen von Hooksiel an, wo um 19 Uhr das Skippertreffen zur morgigen Regatta stattfand. Wir haben Glück und treffen noch die Crew der "Nix mit X", die einige Notizen für uns hat.

An Bord wird flott alles verstaut, Uli fährt nach Wilhelmshaven, um Claudia und Hajo abzuholen, die vom Airport Bremen kommend, dort ihren Mietwagen abgeben mussten. Um 23:45 sind alle an Bord. Im Laufe der Nacht regnet es sich ein.

Am Pfingstsamstag, 26.05.07, legen wir 09:30 ab, passieren 10:10 die Schleuse und nehmen im Vorhafen Uli an Bord, der zum Glück den Mietwagen beim Restaurant „Zur Brücke“ abgeben konnte. 10:30 laufen wir aus und machen uns bereit für den Start zur Wettfahrt 4 der Nordseewoche, der Zubringerregatta Wilhelmshaven - Helgoland, die, warum auch immer, vor Hooksiel beginnt. Mit uns starten pünktlich um 11:00 vier weitere Schiffe in der Klasse ORC 3+4, drei Yachten in ORC 1+2 und zwei im Family-Cruiser-Cup, also ein recht übersichtliches Feld.

Das Barometer steht auf 1005 hPa und das Wetter lässt zu wünschen übrig.

Mit ablaufendem Wasser gilt es gegen schwachen nördlichen Wind die Jade aufzukreuzen, was erstmal einen Vorsegelwechsel erforderlich macht - die große Genua wird gesetzt.
Wir halten uns auslaufend gesehen links vom Fahrwasser, 11:28 Tonne 33 querab, 12:17 sind wir auf Höhe der Buhne C, 12:55 haben wir das Fahrwasser und die Strandplate gequert. Um 13:23 liegt die Mittelrinne der Neuen Weser hinter uns und wir sehen den Leuchtturm „Roter Sand“.
Passieren die Bahnmarke Ansteuerungstonne A1 der Alten Weser um 14:23 an SB und nehmen nördlichen Kurs, der uns nach einer Wende dann nach Helgoland bringen soll.

Als ein großer, bunter Fleck am Horizont auftaucht, verkündet Dieter, das könne nur Helgoland sein. Nur merkwürdig, je weiter wir darauf zu segeln, desto kleiner wird der Farbfleck ?! Merke: Containerschiffe können ganz schön groß sein!

Halten uns bei Helgoland frei vom Naturschutzgebiet Düne, nach runden der Tonne "Düne Süd" geht es ins Ziel, das wir nach 06:49:37 gesegelter Zeit um 17:49 passieren. Trip 37 sm.

Im Ziel wird den einlaufenden Yachten von einem Börteboot*aus "Mount Gay Rum" gereicht, den auch wir nicht verschmähen. Anschließend machen wir im Südhafen an der im Umbau befindlichen Ostkaje fest - indirekt nur, denn wir liegen als 8. Schiff in einem 14er Päckchen! Der Hafen ist brechend voll mit etwa 150 teilnehmenden Yachten aller Größen. (*Börteboote dienen zum Übersetzen der Fährschiffpassagiere.)


Abends mit über zweistündiger Verspätung gegen halb zwölf bei der Siegerehrung in der Nordseehalle die freudige Erkenntnis, dass wir die Wettfahrt 4 gewonnen haben und damit ein gerahmtes Foto von Chou Chou beim Zieldurchgang. Nach berechneter Zeit beträgt unser Vorsprung knapp 10 Minuten.

Am Pfingstsonntag weiter regnerisches und jetzt auch noch stark windiges Wetter mit 6 - 7 Bft.. Wir beschließen, Mensch und Material zu schonen, und nicht zum "BHF-Bank Cup rund Helgoland" zu starten. Das Ziel Edinburgh ist uns wichtiger. Aus unserer Klasse startet nur die "Tyche".

Tagsüber bei Nieselregen Inselspaziergänge, Lummen beobachten und ausschlafen.

Abends stärken wir uns in dem netten Fischlokal "Wedding´s Helgolandia" für die morgige Wettfahrt 7: Helgoland - Edinburgh. Schottland, wir kommen!

Pfingstmontag herrscht Flaute bei der "Hanseboot Acht", die um 9 Uhr gestartet wird. Um 09:45 haben auch die letzten die Startlinie gequert!

Am Montagmorgen wird gebunkert, die Einkäufe werden zum Glück bis auf den Steg geliefert, müssen aber über noch sieben verbliebene Schiffe zwischen uns und Steg geschleppt werden.

Anschließend Sicherheitseinweisung der Crew durch Hajo. Kurz vor 13 Uhr findet bei uns an Bord ein "safety check" statt, zu dem Chou Chou auserkoren wurde. Der Offizielle geht seine Checkliste durch - und hat nichts auszusetzen.

Beim „Briefing“ um 14 Uhr in der Halle beim WSCH wird auch die Wetterentwicklung schön mit Beamer an die Wand geworfen - höchstens mal kurzfristig 6 - 7 Bft. Mal sehen, ob das stimmt!

Das Baro ist auf 999 hPa gefallen, Wind NNW 2, grau in grau. Wir legen um 16:00 ab und fahren zum Start, der um 16:30 erfolgen soll.

Reinhold

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Regatta Helgoland - Edinburgh 28.05. - 01.06.2007







Am 28. Mai 2007 (Pfingstmontag) war es dann endlich soweit, Start für die Wettfahrt 7 der Nordseewoche von Helgoland nach Edinburgh, insgesamt ca.450 sm. „Over all“ waren 54 Schiffe gemeldet, wir starteten in ORC 4, hier waren insgesamt 13 Schiffe gemeldet. Die Regatta wurde veranstaltet im Rahmen der Nordseewoche und findet alle 2 Jahre statt. Um 15 Uhr gab es ein Regattabriefing (den Safety Check hatten wir vormittags schon „be¬standen“), um 16 Uhr 30 ging es dann unter Spi über die helgoländische Startlinie, bei 2 bis 3 Bft aus NNW. An Bord waren Hajo (Skip), Dieter, Martin, Reinhold, Uli und Claudia. Nachdem wir die Tonne Helgoland Ost gerundet hatten, musste der Spi leider runter, hoch ging Genua 1. Und dann kam auch schon der erste Regenguss. Es hatte ja schon einige Anzeichen gegeben, dass uns das Wetter in den nächsten Tagen noch auf Trapp halten würde: Über Christiane hatte Hajo kurz vorm „Leinen los“ noch einen aktuellen Wetterbericht eingeholt - im Mittelteil war der nicht wirklich erfreulich. Und außerdem war Hajo in Hooksiel schon morgens mit dem Spruch „und diese Klamotten ziehe ich jetzt 5 Tage nicht mehr aus“ in das Ölzeug gestiegen. Und wir dachten, dass sei ein Scherz!

Aber zurück zum ersten Regattatag. Das anfangs noch nah beieinander segelnde Regattafeld verlor man bald aus den Augen und auch Helgoland war nach den ersten Stunden achteraus nicht mehr zu erkennen. Der Regen blieb nass und die Stunden gingen dahin. Ab 20 Uhr sind wir in unser Wachsystem eingestiegen, insgesamt 3 Wachen mit je 2 Leu¬ten, jede der vier „Nachtschichten“ von 20 - 08 Uhr dauerte 3 Stunden, gefolgt von drei vierstündigen „Tagschichten“. Es ergaben sich die Wachen Hajo / Uli, Dieter / Mar¬tin, so¬wie Reinhold / Claudia. Hajo und Uli übernahmen die erste Schicht. Um 20:20 gab es den ersten Regatta „round call“ durch die „YES“ auf Kanal 68 - unter Sicherheitsgesichtspunkten war ein „round call“ alle 12 Stunden von der Regattaleitung anberaumt worden. Um 23 Uhr übernahmen Dieter und Martin die Wache. Es wurde ein paar Mal gewendet (der Wind kam einfach aus der verkehrten Richtung für unseren Kurs) und der Wind nahm langsam zu. Um 2 Uhr - nun schon am Dienstag, den 29.5 - also um 2 !!! Uhr mussten Reinhold und Claudia dann aufstehen. War wohl nichts mit Schönheitsschlaf. Claudia entdeckte als erstes die Freuden des neuen „AIS“ Kästchens: „Guck mal, alles leer hier, keine Tanker weit und breit“ und Reinhold erfreut alle die wollen mit heißer Tomatensuppe „ohne Sahnehäubchen“ - was gar nicht schlimm war, die Suppe war laut Claudia köstlich. Um 3:30 wurde es auch schon wieder ganz langsam hell. Im Laufe des Dienstags nahm der Wind dann stetig zu, so dass nachmittags die Genua der High Aspect weichen musste. Auch die Windrichtung änderte sich etwas und bekam mehr westliche Komponenten. Ab und an hat es allerdings auch mal nicht geregnet. Beim round call um 20:20 hören wir von einigen anderen Seglern. Kurz nach Anbruch des nächsten Tages (Mittwoch, 30.5) ziehen wir ein Reff ins Groß - und kurz darauf wird das Vorsegel geborgen - es stürmt mit 7 - 8 Bft. aus West und wir geigen in turbulenter See nach Norden an riesigen Ölplattformen vorbei. Als Reinhold und Claudia die Wache antreten, ist der Feuchtigkeitsgrad noch mal gestiegen - alles ist nass, kalt und es weht äußerst heftig. Wie gut, dass auf Helgoland für Claudia noch ein „Fleecestrampler“ sowie dicke Socken gekauft wurden. Die beste Anschaffung seit Jahren!

Der Windex spinnt und zeigt nur manchmal Werte an - und wenn, dann 32 Knoten, kann das sein? Es kann, wir hatten auf Höhe der Doggerbank (grob die halbe Strecke) 7 bis 8 Bft ge¬gen an. Den Niedergang machen wir da besser mal dicht, aber wegen der Leinen kommt reichlich Salzwasser ins Schiff. Das Wellenbild ist chaotisch, die Berge und Täler kommen von allen Seiten. Die Wellenhöhe hat 3,5 m betragen, erfahren wir in Edinburgh. Um 08:20 können wir nur noch Kontakt mit der „SINUS“ herstellen. Die Segel werden im Laufe des Tages noch mal dem Wind angepasst: 2. Reff ins Groß und die Fock geht hoch - wir wollen ja mal ankommen.
Die nächsten Schichten vergehen mit steuern, navigieren oder - für diejenigen, die wach¬frei haben - mit irgendwo rumliegen, schlafen geht nicht wirklich. Mitunter wurden auch Plastiktüten mit Mageninhalt gefüllt, die der jeweilige Steuermensch dann über Bord wer¬fen durfte. Das neue Motto hieß „Lasst uns Brot brechen“, bis dahin hatte es bis auf einmal Suppe nämlich hauptsächlich belegte Brote gegeben. Vorschlag - können wir das nächste Mal ein paar blickdichte Plastiktüten mitnehmen?!?

Am Mittwochabend (30.5.) nimmt der Wind etwas ab (nur noch so ca. 20 Knoten) und räumt noch etwas - und es gibt Kartoffelsuppe für alle, die Appetit haben. Im Laufe der Nacht wurde dann ausgerefft und die High Aspect gesetzt, die vor dem Frühstuck am Donnerstag früh durch die Genua 1 abgelöst wurde. Am Donnerstag, 31.5. passieren wir während Reinhold's und Claudia's Wache um 8:30 den Nullmeridian, ab jetzt heißt es auf dem GPS „W“ statt „E“ in der 2. Reihe. Und trockener wird es auch, endlich blauer Himmel und Sonnenschein! Und weil es so schön ist und vom Wind her endlich passt, setzen wir bald den rot-weißen Spi. Den Spibaum missbrauchen wir als Wäscheleine und breiten alle nassen Klamotten an Bord aus. Segeln kann so schön sein - und alles trocknet. Reinhold setzt Wegpunkte (CRAIG-N) für die Firth of Forth Ansteuerung. Der Wind bläst jetzt nachmittags mit 6 bis 9 Kn aus SW und wir sind weiterhin unter Spi unterwegs. Beim round call um 20:20 hören wir von der Jan Mayen II und Sirius. Um 22:55 am 31.5 haben wir das Feuer Barnes Ness querab.

Als nächstes passieren wir in der Nacht zum Freitag Bass Rock an Steuerbord - der Felsen sieht magisch aus in der Dunkelheit, man hört die Basstölpel rufen, der Mond lässt sich sehen und beleuchtet den Spi von der Seite, wunderschön. Nur noch 22,2 sm bis zum Ziel - da sind wir ja gleich da! Denkste. Kaum erreichen wir den Firth of Forth, setzte Nebel ein, hatten wir ja auch noch nicht. Und dass, was wir im Mittelteil zuviel hatten an Wind, war jetzt eindeutig zuwenig - auch als der Nebel sich verzog. Am Freitag (1.6.) morgen passieren wir zusammen mit „Lucky Star“ die Tonne Craig-N. Der fehlende Wind so kurz vor dem Ziel zerrt an den Nerven. Hajo möchte, dass wir, wenn überhaupt, dann elfengleich über das Deck schweben. Und wir versuchen alles Mögliche, um voran zukommen - aber ohne Wind geht das einfach nicht. Reinhold versucht die Mannschaft mit kulinarischen Köstlichkeiten bei Laune zu halten - inzwischen sind alle Mägen wieder ok - und Claudia kriegt Tee mit Rum (halb und halb), was sich positiv auf die Schwachwind-Steuerfähigkeit auswirkt. Nach langen 8,5 Stunden „gleich sind wir da“ Gedanken über¬queren wir am Freitag, 1.6.2007 um 11:24 MESZ die Ziellinie vor dem Hafen Granton - nach 3 abwechselungsreichen Tagen. Wir erreichen den 4. Platz von 13 Schiffen - von denen jedoch nur 8 Schiffe ins Ziel gekommen sind.
Wir liegen „königlich“ an einem Schwimmponton vor rostiger Spundwand - kein Strom, kein Wasser, dafür bei Ebbe 10 m rostige Leiter bis nach oben. Nach Anlegebier (lecker!), Aufklaren von Schiff und Mannschaft - was fast den ganzen Freitag gedauert hat - haben wir abends noch einige „lessons identified“, wie die Briten so sagen.

In aller Frühe am Samstag musste leider Martin schon den Heimweg antreten. Am Samstagnachmittag haben wir Edinburgh besichtigt, eine grandiose Stadt. Abends gab es dann ein Barbecue mit Spanferkel XXL im Royal Forth Yacht Club für alle Regattateilnehmer - mit Live Musik! Ein schottisches Dudelsack-Ensemble spielte auf und es gab viele nette Gespräche mit diversen Mitseglern.

By the way: „Rund Skagen“ ist im nächsten Jahr die Langfahrtstrecke der Nordseewoche…

Am Sonntagmorgen ging es - bis auf Claudia - mit dem Taxi zum Airport Edinburgh und German Wings brachte uns sicher nach Köln.

Chou Chou wurde vom Club auf die andere Hafenseite verholt und wartete auf Jens, Enrico und Guido, die ab 10.06.07 die 1. Rücketappe segeln wollten.

Infos zur Regatta unter http://www.nordseewoche.org

Claudia und Reinhold

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Urlaubstörn Edinburgh - Sunderland 10.06. - 20.06.2007



Geplant hatten wir einen Männertörn von Edinburgh nach Sunderland. Bei vorherrschenden Windrichtungen aus West war auch ein Abstecher nach Norden vorgesehen.

Doch es sollte ganz anders kommen...........

Sonntag (10.06.2007)

Mit ca. 10 kg Übergepäck reisen Jens, Guido und ich am Sonntag mit dem Flieger von Köln aus nach Edinburgh. Die Chou Chou liegt dort nach der erfolgreich beendeten Regatta von Helgoland nach Edinburgh in Granton harbour. Auf dem Weg vom Flughafen werden wir vom Taxifahrer das erste Mal bedauert, dass wir an der Ostküste segeln wollen. Für dieses Unterfangen zeigen auch in späteren Gesprächen viele kein Verständnis. Bald wissen wir warum.

Am Tor werden wir bereits von Mr. Spencely, dem Sekretär des Royal Forth Yacht Club, empfangen.

Die Chou Chou hat auf der Regatta doch etwas gelitten. Die Polster und Bezüge sind immer noch feucht durch das Salzwasser. Wir legen das Schiff trocken, räumen unsere Sachen ein, kaufen für die nächsten Tage ein und beenden den Tag bei schöner Abendsonne in Leith beim Bier.


Montag (11.06.2007)
Da wir für unseren Urlaubstörn nach Sunderland 10 Tage Zeit haben, beschließen wir, zunächst Edinburgh zu besichtigen.
Es geht zunächst mit dem Bus in das Stadtzentrum und dann weiter zu Fuß zum Castle. Hier werden wir mit 21 Salutschüssen, viel Tradition, Uniformen und Musik empfangen. Wie wir später erfahren, hat der Duke of Scottland Geburtstag. Das Castle ist sehr sehenswert. Es gibt einen deutschsprachigen Audioführer, so dass wir viele Informationen erhalten.

Weiter geht es zur Camera obscura mit einer Ausstellung zu Lichteffekten, optischen Täuschungen, Hologrammen und der Camera obscura. Jens, unser Physiker, ist aus dem Häuschen.
Und weiter geht es durch Edinburgh. Das schottische Parlament ist ein sehr moderner offener Bau, beeindruckend. Der Architekt hat dafür einen internationalen Preis bekommen. Wir können den Sitzungssaal besichtigen. 1998 wurde mit dem „Scotland Act“ das erste Parlament in Schottland seit 1707 gegründet.

Am späten Nachmittag brechen wir in Richtung Westen nach Port Edgar auf, da die Batterien stark entladen sind und es in Granton harbour keinen Stromanschluß gibt. Es folgt ein kurzweiliger Schlag bei 3 Bft in eine recht moderne Marina mit Wasser- und Stromanschluß. Vor dem Hafen segeln viele Kinder und Jugendliche der örtlichen Segelschule. Der Marineshop zeigt sich gut ausgestattet und wohl sortiert. Wir kaufen die letzten 3 Flaschen Brennspiritus für unseren Kocher.

Dienstag (12.06.2007)
Die Temperatur fällt, vorhergesagt ist NE 3-4 Bft, so dass wir in Anbetracht der eingeschränkten Einkaufsmöglichkeiten unsere Vorräte auffüllen. Um 13.30 Uhr geht es im Ölzeug raus Richtung Osten. Es folgt eine Kreuz. In Höhe von Edinburgh beschließen wir, den Tag ruhig ausklingen zu lassen, da eine Kreuz bis zu nächsten Marina, die wir mit unserem Tiefgang von 1,75 m anlaufen können, mit vernünftigem Zeitaufwand nicht zu schaffen ist. Daher umrunden wir die Insel Inchkieth. Das Wellensymbol in der Karte trifft zu. Es wird doch recht kabbelig. Unseren Wunsch nach Abkürzung unterdrücken wir nach Studium der Karte. Ein Flach erstreckt sich in Richtung SE nochmals über eine Länge, die in etwa der Inselgröße entspricht. Am Ende steckt ein Schiffswrack. Also doch brav die Tonnen runden!
John Spencely empfängt uns im Hafen und berichtet, dass das Wetter schlechter werden soll. Es soll auf NE 4 - 6 auffrischen. Er will uns am nächsten Tag mit einem Internetwetterbericht versorgen und empfiehlt Edinburgh zu genießen. So wird der Yachtclub zu einer festen Anlaufstelle. Das abendliche Bier schmeckt.

Mittwoch (13.06.2007)
Hafentag Nr. 1
Mr. Spencley bringt den Wetterbericht. Die Vorhersagen zeigen, dass wir wohl vor Freitag nicht auslaufen sollten. Wir werden zum Abendessen eingeladen. Den Tag verbringen wir auf der ehemaligen königlichen Jacht „Britannia“. 200 Seeleute (vom Kapitän bis zum Musiker) sorgten für das Wohl der Königsfamilie.

Am Abend holt uns Mr. Spencely ab. Wir werden herzlich von seiner Frau Lynn empfangen. Sie bewundert unseren „Langen“, Guido mit seinen 2,02 m. Wir besichtigen den zum Grundstück zugehörigen private garden und genießen die tolle Aussicht auf den Firth of Forth. Der Abend ist kurzweilig. John und Lynn sind ausgesprochen nett und herzlich. John hat früher als Architekt und Lynn bei den Vereinten Nationen in Wien und Genf gearbeitet. Sie freut sich mal wieder Deutsch zu sprechen. Wir haben in Edinburgh das Richtige besichtigt und punkten mit unseren Eindrücken.

Donnerstag (14.06.2007)
Hafentag Nr. 2
Die Wettervorhersagen bleiben laut BBC bei NE 5-6, Wetteronline sagt dagegen 3 Bft voraus. Diese Fehleinschätzung erhalten wir auch in den nächsten Tagen immer wieder. Wir trinken einen zweiten Kaffee im Clubhaus und schauen auf den Forth. Anschließend wechselt Jens den erst zu Saisonbeginn eingebauten Stecker für die Navigationsinstrumente. Innerhalb weniger Monate sind die Anschlüsse durch das Salzwasser korrodiert, eine Madenschraube ist schlicht weggerostet. Wie kann man so einen Schrott im Schiffsbedarf verkaufen? Bei zunehmender Kälte rüsten Jens und ich auf und ergänzen unsere Sache durch einen weiteren Fleece.
Da wir wohl noch einige Tage in Edinburgh bleiben müssen, buchen wir im Infozentrum für den nächsten Tag eine Minibustour durch die Highlands. Als wir bei der Buchung unseren Aufenthaltsort Granton habour angeben, werden wir verwundert angesprochen, ob wir tatsächlich an der Ostküste segeln.
Vor dem Abendessen an Bord genehmigen wir uns noch ein Pint Bier im Clubhaus und stellen fest, dass sich die See nicht beruhigt.
Gott sei dank liegen wir am Steg in Lee. So werden unsere Fender und die Nerven geschont. Die Chou Chou tanzt nervös im Schwell hin und her. Stundenlanges achterbahnfahren. Mit insgesamt 6 Festmacherleinen beruhigt sich das ganze etwas.


Freitag (15.06.2007)
Hafentag Nr. 3
Die Bustour „Highland Lochs, Glens and Whisky“ ist ein voller Erfolg. Wir besichtigen unter anderem die älteste Kapelle Schottlands, Wasserfälle, Seen, Queens View (der schönste Blick auf die Highlands lt. Queen Victoria) und die Distillerie „Blair Athol“. Nun können wir in Zukunft als Spezialisten für schottischen Whisky auftreten. Unsere Fahrerin, gleichzeitig Fremdenführerin, hat ein sehr großes Wissen. Schade nur, dass sie fast ununterbrochen und schnell die 10 Stunden englisch spricht. Ein bisschen weniger und langsamer wäre mehr gewesen. Trotzdem ein toller und erlebnisreicher Tag.
In der Marina zeigen die Instrumente immer noch Wind bis 30 kn an. Die Wellen peitschen über die Molenmauer. Am Eingang des Firth of Forth werden Wellenhöhen bis ca. 4 m gemeldet. Beharrlich meldet Wetteronline Wind um 3 Bft. Also vergesst diesen Wetterdienst !

Sonnabend (16.06.2007)
Hafentag Nr. 4
Am Morgen unverändert Windvorhersagen NE 5 -7. Wir messen beim traditionellen morgendlichen zweiten Kaffee im Clubhaus wieder 30 kn Wind im Hafen. Die vom Club geplante Regatta (wir hatten mit einer Teilnahme geliebäugelt) wird wegen der Wette-rverhältnisse abgesagt. Ab dem Abend soll es abflauen.
So planen wir die Abreise für Sonntagmorgen. Zuvor besorgen wir uns einen aktuellen Wetterbericht im Internetcafe. Windguru, Windfinder und die Sembach-Karten bestätigen die Vorhersagen von BBC. Wetteronline liegt wieder mal voll daneben.
Da der Spirituskocher relativ viel verbraucht, versuchen wir Spiritus zu kaufen. Es folgt eine Niederlage auf ganzer Linie. Weder in Drogerie, Apotheke, Supermärkten haben wir Erfolg. Also wird unsere letzte Flasche angebrochen.
Wir trinken unser hoffentlich letztes Pint in der Clubbar des Royal Yacht Clubs.

Sonntag (17.06.2007)
Endlich geht es los. Wir haben viel in Edinburgh erlebt. Die Zeit wird langsam knapp. Immerhin geht unser Flieger am Mittwoch und wir wollen bzw. müssen noch bis Sunderland. Wir planen heute bis Eyemouth zu kommen.
Bei wenig Wind geht es zunächst unser Motor bis Bass Rock. Dann Schwenk nach SSE. Es steht ein ekelhafte Restwelle um 1 - 1,5 m aus Nordost bei Wind aus SE um maximal 5 kn. Also weiter unter Motor, die Segel bleiben unten. Wenigstens ein Trost: der Motor läuft zuverlässig und sparsam. Die Welle macht nach den Laserjustierarbeiten im Winterlager kaum Vibrationen.
Nach 44 sm folgt die trickige Einfahrt nach Eyemouth. Die Fahrrinne ist ca. 15 m breit, beidseits stehen die Felsen, die aber gut auszumachen sind. Wir verstehen jetzt bei Schwachwind und Restwelle, dass dieser Hafen bei Starkwind aus nordöstlichen Richtungen nicht anzulaufen ist. Ein Segler, der 5 Tage hier festlag, erzählt später, dass sogar die Fischer in den letzten Tagen nicht ausgelaufen sind. Das will schon was heißen.

Der Bürgermeister scheint ein cleverer Typ zu sein. Mit EU-Fördermitteln entstand aus einem Fischer- und Piratennest ein ansehnlicher Ort. Auf vielen Schautafeln werden um den Hafen herum die Fischereiflotte, Flora und Faun erläutert. Im hinteren Hafenbereich gibt es jetzt einen neuen Schwimmsteg mit Wasser- und Stromanschluß. Selbst im Reeds ist dieser noch nicht beschrieben. Zu beachten ist nur die Wassertiefe. Wir hatten bei Niedrigwasser ca. 1,80 m Wassertiefe, somit 5 cm Wasser unter dem Kiel. Die Duschen sind geräumig und sauber.

Montag (18.06.2007)
Früh geht es zunächst an die Tankstelle für Fischer. Der Tankwart mustert kritisch unsere 5 l-Kanister an Bord bei Niedrigwasser 5 m unter ihm. Wir seilen sie auf den Steg. Er lässt sich dann aber von Guidos Größe (6 Fuss)beeindrucken und füllt die 5 Kanister rasant, so dass der Diesel natürlich überläuft. Wir erhalten unverzollten roten Diesel zu 50 Pence den Liter. Das einzige Mal, dass auf unserer Reise etwas billiger als in Deutschland ist.
Und weiter Richtung Amble (44 sm laut Karte). Die Wetterverhältnisse sind unverändert. Restwelle aus NE, Wind mit 2 - 5 kn aus SE. Also können wir den Motor weiter dauertesten. Vorbei an langen Sandstränden gelangen wir in englische Gewässer und wechseln die Gastlandflagge. Durch unsere intensiven Studien in Schottland sind wir mit der anspruchsvollen Flaggenführung im United Kingdom vertraut. Nach 9-stündiger Motorfahrt laufen wir in Amble ein.

Amble ist nur 3 Stunden vor bzw. nach Hochwasser anzulaufen, da sonst die Wassertiefe minimal in der Einfahrt 60 cm beträgt. Wir landen nahezu punktgenau bei Hochwasser. Die Betreiber der Marina haben das Büro schon geschlossen. Dann erwartet uns allerdings eine Überraschung. Am Anmeldesteiger entnehmen wir einem Briefkasten ein Willkommenspaket. Enthalten sind ein Beschreibung der Marina sowie ein Farbausdruck mit markierten reservierten, belegten und freien Plätzen abhängig von der Schiffslänge. Die erste Box ist natürlich wieder einmal zu eng für unsere 3,50 m. die zweite Box passt. Beim Ausfüllen der Anmeldekarte sehen wir den Preis für die super organisierte Marina. 19,80 Pfund pro Nacht + optional 3 Pfund für den Stromanschluß. Das sollte der Spitzenreiter bei den Preisen werden (teurer als Brighton und Dover 2005). Amble selber bietet nicht viel zu sehen.

Dienstag ( 19.06.2007)
Auf nach Sunderland. Zu Beginn die gewohnte Motorbootfahrt. Dann endlich, wir können es kaum glauben, um 10 Uhr heißt es bei 6 - 10 kn Wind aus ESE Segel setzen. Wir können doch wirklich noch zum Abschluß unserer Reise 5 Stunden segeln. Ein schönes und versöhnliches Ende. Am Nachmittag laufen wir in Sunderland ein. Im voll videoüberwachten Hafen erhalten wir einen Liegeplatz bis zum 30.06. Dann kommt die nächste Crew. Der Preis verschlägt uns noch mal den Atem. 179,- Pfund für 11 Tage, (Rabatt schon eingerechnet).

Mittwoch (20.06.2007)
Nach Aufräumen und Packen fahren wir mit dem Taxi zur U-Bahnstation Sunderland. Von dort aus geht es direkt mit der U-Bahn zum Airport Newcastle.
Aus dem Flieger (50-sitzige Maschine) sehen wir Newcastle, den Hafen Sunderland und später wieder unser Heimatrevier, das Ijsselmeer.

Fazit unserer Reise:
Schottland ist immer eine Reise wert. Wir haben durchgehend ausgesprochen nette und liebenswerte Menschen getroffen und wurden immer mit viel Hilfsbereitschaft empfangen. Bedingt durch die Wetterverhältnisse wurde aus unserem geplanten Segelurlaubstörn eine Erkundungsreise durch Schottland mit einigen Segelimpressionen.
Kennen gelernt haben wir die Ostküste als anspruchsvolles gezeiten- und wetterabhängiges Revier. Aber auch durch das Wetter bestimmt, konnten wir mehr über Land und Leute, als sonst bei unseren Törns üblich, erfahren.

Ist die Westküste, wie wir schon bei der Ankunft erfahren hatten, dann doch wirklich das interessantere Revier?

Enrico

2007 06 10 UK 535
2007 06 10 UK 540
2007 06 11 UK 396
2007 06 11 UK 410
2007 06 11 UK 417
2007 06 11 UK 467
2007 06 11 UK 527
2007 06 12 UK 378
2007 06 14 UK 264
2007 06 14 UK 291
2007 06 14 UK 304
2007 06 15 UK 201
2007 06 17 UK 080
2007 06 17 UK 114
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Sunderland - Muiden 30.06. - 07.07.2007


1. Etappe: Sunderland - Ijmuiden

Nachdem eine reine „Herren Crew“ (Jens, Enrico und Guido) in einem bewundernswerten Kraftakt CHOU CHOU von Edinburgh nach Sunderland fristgerecht überführt hatten - hierzu herzlichen Dank ganz besonders auch für den hinterlassenen Glenlivet - machten sich die folgende Crew Sabine, Claudia (Co-Skipper), Christoph, Jan-Christoph und HaJo (Skipper) auf den Weg, die Umrundung der Nordsee vollständig zu machen.

Geplant war ausgehend von Sunderland nach Hull zu segeln, um an der Rückregatta nach Harlingen ab 4.7. teilzunehmen. Dieselbe Regatta " Ha Hu Ha" = Harlingen-Hull-Harlingen hatten wir bereits 2005 erfolgreich absolviert.

Zunächst machte sich die Crew am Samstag den 30.6. auf verschlungenen Wegen auf den Weg nach Sunderland (Regen-Chaos in UK, Bombenalarm in London). HaJo reiste per Flug Düsseldorf-Newcastle an, Claudia, Sabine und Christoph kamen per Zug von London nach Sunderland.

Nach einem Stadtrundgang und Bewunderung der markanten Brücken über den River Tyne wurde die Metro genutzt, um CHOU CHOU in Sunderland am River Wear zu erreichen.
Als wir an der Haltestelle St. Pauls ausstiegen, empfing uns der für dieses Jahr so typische englische Landregen - der in den letzten Wochen sogar Gegenstand deutscher Medien war.
Trotzdem verschmähten wir die Nutzung eines Taxis. Schließlich brachte der Orientierungssinn des Skippers (und ein Anruf beim home Support Team - Jens -) die Crew zwar durchnässt, aber ohne Umwege zur Sunderland Marina.

CHOU CHOU wurde in einem exzellenten Zustand am Ponton aufgefunden, geentert, eingeräumt (der Whisky entdeckt !) und gelüftet. Nach einem orientierenden Rundgang zur Mündung ging es weiter zum Marine Activity Center (war alles nass und ausgestorben, aber mit EU Mitteln erbaut). Aufgrund der Empfehlung der letzten Crew suchten wir anschließend die „happy hour“ der Hafen Tratorria Due auf. Man konnte sich dort noch konkret an eine kürzlich eingefallene deutsche "3 Mann Crew" mit einer körperlich alle überragenden Person erinnern. Trotzdem wurden uns nicht die "happy hour" Vorteile gewährt: unsere Vorgänger hatten wohl zuviel gegessen? Nein - es wäre schließlich Samstag und da gilt das "happy hour" Angebot nicht. Die beabsichtigte Retaxierung ist daher wohl nicht durchsetzbar.
Am späteren Abend traf dann auch Jan-Christoph in Sunderland ein - Bombendrohungen in London und unterspülte Gleise (natürlich wegen Regen) hatten ihm eine kleine Irrfahrt beschert.

Am Abend folgten dann noch das Einholen des aktuellen Wetterberichts beim Hafenmeister und die Diskussion der Planung für den nächsten Tag. Der Aufbruch durfte nicht aufgeschoben werden, da schließlich noch ca. 180 sm bis Hull zurückgelegt werden sollten. Whitby oder Scarborough wurden als nächstes Ziel festgelegt. Die Nachtruhe war somit um 5 Uhr vorbei und pünktlich mit der Tide um 6 Uhr haben wir die riesige Hafenausfahrt verlassen und das von Regen getränkte Land hinter uns gelassen.

Da es zunächst an Wind mangelte, wurde unter gesetztem Groß in Richtung SüdOst motort, Speed 5,5 kn. Zwischenzeitliche Segelversuche mussten wegen immer wieder absterbenden Winds abgebrochen werden. Erst zu Mittag nahm der Wind auf 10kn zu und mit G1 und Groß wurde entspannt gesegelt. Die englische Ostküste - unter anderem die Stadt Hartlepool - zog wie eine grüne Theaterkulisse unter zeitweiligem Sonnenschein vorüber.

Verschiedene Versionen des Tagesziels würden überprüft. Whitby - eigentlich zu nah, da dann Entfernung bis nach Hull dann noch relativ lang. Scarborough erschien geeigneter - als letzte Alternative wurde dann durchsegeln nach Hull ernsthaft erwogen. Aber es kam alles anders als erwartet.

Gegen 16 Uhr bildeten sich bedrohliche Gewitterwolken über Land, die von Süd in Richtung Whitby zogen. Der Skipper hatte die an sich geniale Idee, dem drohenden Gewitter auf entgegengesetztem Kurs zu entkommen. Die Segel wurden geborgen um „der Faust eines Riesen“ zu entkommen. Eigentümlicherweise - je mehr wir von der Küste wegfuhren, umso mehr schwenkte die Gewitterfront von Süd auf West und damit direkt auf uns zu. Spontane Entscheidungen waren schon immer eine Stärke des Skippers, daher wurde umgelegt und nach NordWest wieder auf Whitby zugehalten. Wir waren durch diesen Schachzug dem Gewitter allerdings nicht entkommen. Ca. 1 sm vor der Whitby Ansteuerungstonne Q Bell hatte das Gewitter uns von hinten eingeholt. Der Wind hielt sich zwar in erträglichen Grenzen, aber die Sicht wurde durch Schauerböen auf bis zu 200 m reduziert. Um die Orientierung zu erhalten, wurde über Funk der Hafenmeister befragt - der sich allerdings draußen nicht auskannte. Daher schickte der Hafenmeister seinen Freund mit einem kanariengelben Ausflugsboot heraus. Dieser Pfadfinder gab uns wieder Orientierung - die weitere Ansteuerung mit verschiedenen Quermarken (einschließlich einer Markierung an einer Kneipe) war dann eher ein Kinderspiel. Nach Durchfahrt durch die altertümliche Klappbrücke wurde 18.30 an einem Schwimmsteg angelegt - begrüßt wurden wir von der Rentnercrew der Johanna aus Lelystad. Die Ergebnisse des Tages wurden bei einem typischen Ale im Jolly Sailor am Abend noch einmal aufgefrischt.

Die Mitteilung einer ernsthaften Krankheitssituation des Schwiegervaters des Skippers führte dann zur Änderung der Planung: Es wurde beschlossen auf die Regattateilnahme Hull - Harlingen zu verzichten und direkt die Niederlande anzusteuern.

Die charmante Rentnercrew der Johanna gab uns am nächsten Morgen noch professionelle (?) Beratung. Die beiden Salzbuckel berichteten uns von zwei vergeblichen Bemühungen Whitby in Richtung Niederlande zu verlassen. Nach jeweils ca. 30 sm gegen SüdOst waren sie zurückgekehrt. Aber jetzt käme die richtige Wettersituation mit westlichen Winden. Am nächsten Morgen, ganz früh, wäre der beste Zeitpunkt, da man die Verkehrstrennungsgebiete dann bei Tag queren könnte. Sie würde dann auch fahren - soweit die Infos von der Johanna.

Wir genossen dann den freien Tag und besichtigten den pittoresken Ort. Besonders in Erinnerung bleibt die Stimmung bei Umwanderung des Whitby Castle bei einem besonders heftigen Regenschauer. Es muß diese Stimmung gewesen sein, die auch Bram Stoker zum Schreiben von Dracula an diesem Ort inspiriert hatte. Insgesamt sind die Szenerie und der Hafen so anziehend, das wir sicher den Ort noch einmal aufsuchen werden. Dann konnte man auch auf den Spuren von Captain James Cook wandern, der seine Ausbildung als Seemann in Whitby begann und dem ein Museum in Whitby gewidmet ist.

Etwas verunsichert waren wir als "unsere" Rentner von der Johanna am gleichen Abend noch den Hafen in Richtung Den Helder verließen - Tagsicht war wohl doch nicht so wichtig.

Für uns ging es dann am nächsten Tag weiter: Am Dienstag , den 3. 7. wurde um 04.50 Uhr abgelegt, die geöffnete Klappbrücke zusammen mit zwei weiteren Yachten passiert, dem Mäander der Quermarken gefolgt und schließlich bei der Q Bell Tonne Segel gesetzt (G1 und Groß bei ca. 10kn SSW). Angesagt waren 5-6 aus W, Gewitter und Regen für später.

Gleich verfielen wir in einem angenehmen Wachrhythmus: Tagsüber 4h Wachen, nachts 3h.. Eine Geschwindigkeit bis 8kn über Grund brachte uns gut vorwärts. Die Ruhe wurde dann gegen 15:25 getrübt: Der GPS fällt aus - Konsequenz: das AIS und der Kartenplotter sind nicht mehr verfügbar. Wiederholtes Ein- und Ausschalten bringt die Funktion nicht zurück. Die vorhandenen Hand GPSe werden also aktiviert und Wegpunkte eingetragen. Zeitweilig begleiten uns zwei Delphine, das lässt uns den "technischen Kummer" vergessen. Der angesagte, stärkere Wind kommt. G1 wird gegen High Aspect getauscht.

Durch kräftige Suppen gestärkt (aus Vorjahrsvorräten) wurde bis in die Dämmerung gesegelt. Die Ruhe wurde durch den Funkanruf eines vorüberfahrenden deutschen Frachters unterbrochen: Unser Radarreflektor sei nicht auszumachen. Sein Ratschlag auf Befragung: Gut aufpassen (wir werden es befolgen). Eine weitere Konsequenz sollte die Anschaffung eines aktiven Reflektors sein.
Ein weiterer Höhepunkt im Laufe der Nacht war das "Indigo Oil Field", weitflächig abgesperrt und befeuert. Ein Warnanruf, das Gebiet nicht zu befahren, war „Gott sei Dank“ für einen parallel fahrenden Fischer und nicht für uns bestimmt.

Am Morgen können wir auf ein Etmal von 158sm zurückschauen (wäre für die 24uurs gar nicht schlecht). Zunächst wird Den Helder weiter als Ziel angepeilt. Da aber durch die gegenlaufende Tiede und viele Ausweichmanöver die Zeit verrinnt, kann eine günstige Tiede nicht erreicht werden. Dementsprechend wird auf Ijmuiden umdisponiert (allerdings sollen W6 kommen).

Weitere Ausweichmanöver - durch querende Berufsschiffart verursacht - ziehen die Fahrt in die Länge. Gegen 19 Uhr ordnen wir uns in eine Reihe von Frachtern ein, die wie wir Ijmiuden ansteuern. Der Wind ist günstig, W 4-5. Um 20:30 werden die Marina Seaport und die herbeigesehnten Luxusduschen erreicht. Insgesamt 249,5 sm wurden in 41 h gesegelt.
Eine ansehnliche Leistung - alle sind zufrieden und erleichtert - für drei Crewmitglieder war es die erste Nordseeüberfahrt. Darauf wurde gemeinsam mit einem Whisky (von der vorherigen Crew gespendet) angestoßen. Der anschließende Schlaf war für alle tief und fest.


HaJo



2. Etappe: Ijmuiden - Muiden

Noch vor unserem eigentlichen Aufstehen im Hafen Ijmuiden war unser Captain bereits auf der Rückreise. Zurückdenkend an eine schöne Überfahrt aßen wir unser Frühstück mit Croissants und Brötchen und besprachen den Tagesplan, der uns nachdem Ablegen durch den Nordseekanal nach Muiden führen sollte.
Claudia war für den Rest der Fahrt unser Skipper und folgsam machte sich die geschrumpfte Crew gegen 13:30 auf den Weg zur letzten Etappe.

Vor der Schleuse des Nordseekanals drehten wir noch die ein oder andere Runde und bekamen mal wieder einen Eindruck wie winzig doch ein Segelschiff im Vergleich zu den großen Pötten ist, die regelmäßig an uns vorbei dampften.

Das Schleusen in den Schifffahrtskanal war dann ein Klacks und wir motorten fröhlich durch die Industriekultur bis die Idee, bei Wind raumschots Segel zu setzen (nein, es war nicht der Spi), die Idylle unterbrach. Schließlich ist die CHOU CHOU ein Segelschiff!

Gegen 18 Uhr erreichten wir dann die Oranje Sluis in Amsterdam. Das zweite Schleusenmanöver gelang nicht so gut wie das erste und trotz schöner Abendstimmung auf dem Wasser fuhren wir unter Motor und etwas geknickt weiter in den Zielhafen Muiden.

Unser Liegeplatz gab uns die Möglichkeit, königliche Duschen zu besuchen und nach einem netten Kneipenbesuch (im Ome Ko) fielen wir nach einem weiteren ereignisreichen Tag in die Kojen.

Der folgende Tag brachte sehr viel Wind (W7) und Regen. Mit unseren am nächsten Tag eintreffenden Nachfolgern vereinbarten wir, dass wir in Muiden bleiben. Sabine und Claudia entschlossen sich die Burg zu erobern, was nach mehreren lustigen Ritterspielen, die das Burgmuseum für adlige 12 EUR pro Person bereit hielt, auch gelang.

Bei gemütlichen Getränken und entsprechender Stimmung wurde abends noch der Flaggenstock von Claudia, Christoph und Jan-Christoph und überholt. Siehe an: wie neu!
Und dann war es auch schon Samstag. Packen, Schiff sauber machen und an die Heimreise denken.
Eine sehr schöne Woche war zu Ende, viel zu schnell.


Sabine



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Kleine Fotoauswahl von Sabine



Rücktörn Muiden - Lelystad 07.07. - 10.07.2007

Am Samstag treffen Enrico und Elke bei uns (Reinhold + Monika) um 08:15 ein. Nach einem Kaffee wird unser Wagen voll gepackt, da die Rollfock wieder an Bord muss. Bei heiterem Wetter erreichen wir Muiden gegen 10:30. Hier treffen wir Claudia, Sabine, Christoph und Jan-Christoph, die die Rücketappe von Sunderland aus mit Hajo bei schlechten Wetterbedingungen bis Ijmuiden bewältigt hatten. Wegen eines familiären Notfalls fuhr Hajo von Ijmuiden aus nach Hause, so dass die Crew Chou Chou bis Muiden überführte, wo sie am Freitag einen Sturm im Königlichen Yachthafen abwet¬terte.

Claudia fuhr die Crew mit Reinhold´s Auto nach Lelystad, so dass wir problemlos würden nach Hause fahren können.

Aber zunächst genießen wir die Sonne beim Mittagessen direkt an der Schleuse zur Vecht. Bei Bal gehakt, Saté, Uitsmijter und Vega schauen wir dem munteren Treiben zu.
An Bord lassen wir es gemütlich angehen, Enrico montiert die Rollfockanlage, wir richten uns unter Deck ein, bis der Hafenmeister uns gegen 15 Uhr mahnt, dass ab 12 Uhr eigentlich Hafengeld fällig wird - und gibt uns gnädig noch eine halbe Stunde Frist. Um 15:40 legen wir ab und segeln bei sonnigen 3 Windstärken urlaubsmäßig nur unter Roll¬fock nach Edam.

Da im Kanal alle Plätze belegt sind, machen wir im Yachthafen "Galgenfeld" um 18:30 fest. Jetzt wird das von Hajo spendierte Partyfässchen Bier angestochen - Prost Hajo! Anschließend bummeln wir nach Edam rein. Ein plötzlicher Schauer zwingt uns unter die Arkaden des "Damhotel Edam", auch nicht dumm, denn wir können einen doppelten Regenbogen bewundern.

Am Sonntag nach dem Duschen ( 50 Cent, prima) legen wir um 10:20 ab, bei herrlichem Wetter kommt endlich mein "Cowes-Short" mal wieder zum Einsatz. 11:30 machen wir in Marken fest, die Damen wandern bis zum Leuchtturm "Paard van Marken", Enrico und ich stärken uns mit Pannekoeken und einem Bier und gehen dann auf vergebliche Fehlersuche: GPS und Windanzeige sind ausgefallen.

14:10 verlassen wir Marken und segeln Nord nach Hoorn. Bei dem schönen Wetter ist auf dem Wasser richtig was los. Um 17:10 liegen wir im Binnenhafen fest - direkt an der Kade, obwohl Hochsaison ist. Nach Ortsbummel essen wir lecker vor dem Restaurant "De Korenmarkt" mit Blick nach links aufs Schiff. Spare ribs, spies saté und mediterraanse salade schmecken vorzüglich. An Bord fließt Wein und wir spielen Doppelkopf.

Wider erwarten weckt uns auch am Montag die Sonne. Nach dem Duschen (1,30 € in dem kleinen Laden, Toilette und Waschen gratis) schlendern wir durch den Park zur Schleuse, anschließend durch das Neubaugebiet (für unseren Geschmack alles zu groß) bis zu den Antikläden. Überall in Hoorn stehen künstlerisch gestaltete Einhörner, 35 an der Zahl: "Een Hoorn". Es zieht sich mit einem Male zu, wir flüchten zum Schiff, und ab 12 Uhr entlädt sich ein schweres Gewitter, dass es nur so rummst! Hafentag!

Enrico und Monika sichten auftragsgemäß das gesamte an Bord befindliche Kartenmaterial und erstellen eine Liste mit Jahresangaben - der Rest schlummert.
Nach dem Aufklaren noch ein Stadtbummel, Enrico hat auf einmal "Rücken". Als der Fischimbiss vor unserer Nase schließt, gibt es Erbsensuppe und Dosenfisch an Bord, gefolgt von Doppelkopf mit Weißwein.
Auch am Dienstag scheint morgens die Sonne, aber schon um 10 Uhr geht ein kleines Gewitter nieder. 10:50 legen wir ab und segeln Kurs 125° Richtung Lelystad - rechts von uns über Marken ist es pottschwarz und die Blitze zucken. Zum Glück bleibt das Gewitter fern und wir segeln bei SW 2-3 Bft. gemütlich zum Heimathafen, wo wir um 13:45 erstmal an der Kade anlegen. Das Auto steht wohlbehalten auf dem Parkplatz und wir können be¬quem umladen.

In der Box dann putzen, trocknen (Motorbilge staubtrocken!), spülen, Rollfockschlauch hochziehen, Plane spannen - das übliche Procedere.

Der Kreis Lelystad - Hooksiel - Helgoland - Edinburgh - Sunderland - Muiden - Lelystad hat sich geschlossen - nach teils sehr schönen, abenteuerlichen und widrigen Umständen!
Kurz nach vier rollen wir los und sind gegen 18 Uhr bei uns. Nach kleiner Erfrischung nehmen Enrico und Elke das letzte Stück dieser fast achtwöchigen Reise der Chou Chou unter die Räder.

Reinhold


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